Ein klei­nes Teil, das Le­ben ret­tet

08.01.2018
„Sie retten Leben“: Der Further Feuerwehr-Kommandant erklärt einen Rauchmelder, der bereits zu einem Preis unter 15 Euro erhältlich und seit dem 1. Januar in allen Wohnungen Pflicht ist.

Silvester, 17.16 Uhr: Die Further Feuerwehrmänner werden zu einer verrauchten Wohnung an die Eschlkamer Straße gerufen, retten eine verwirrt wirkende Frau aus dem Qualm, noch bevor ein Feuer ausbrechen kann. Dass in diesen letzten Stunden des Jahres nichts Schlimmeres passiert ist, verdankt die Frau kleinen Wächtern, deren Anbringung einen Tag später zur Pflicht wurde: Seit dem 1. Januar müssen in allen Wohnungen Rauchmelder vorhanden sein! Doch warum? Wie funktionieren sie? Und wie installiert man die kleinen elektronischen „Rauchschnupperer“? Diese Fragen stellte die Chamer Zeitung dem Further Stadtkommandant und auf Landkreisebene Kreisbrandmeister für Atemschutz und Gefahrgut Christian Scheuer. Er bringt es mit einem Satz auf den Punkt: „Sie retten Leben!“

Und es wären viele Leben in den vergangenen Jahren gerettet worden, wenn ihre Anschaffung schon früher zur Pflicht geworden wäre. So hätte zum Beispiel im Dezember 2011 wohl ein Mann überlebt, als nachts in seiner Dachgeschosswohnung am Meisenweg ein Feuer ausgebrochen war; stattdessen verbrannte er bis zur Unkenntlichkeit. „Auch unser letzter Einsatz des Jahres hat gezeigt, wie wichtig Rauchmelder sind. In der Wohnung waren mehrere installiert. Die haben wie wild gepiept“, berichtet Scheuer, was die Nachbarn auf den Entstehungsbrand aufmerksam machte. Warum die Bewohnerin von dem Lärm nicht wach wurde, dazu wollte er sich nicht äußern.

Er weiß jedoch, dass die Ursachen für einen Entstehungsbrand sehr vielfältig sind. Dies können Teelichter ebenso sein wie eingesteckte Ladegeräte oder Akkus von Handys oder Laptops. Scheuer warnt beispielsweise davor, mit laufendem Laptop im Bett einzuschlafen. Das Gerät könnte sich überhitzen, der Akku einen Brand auslösen. Dadurch verlor 2016 ein Mann in Freiburg sein Leben.

 

Nachts schläft auch der Geruchssinn

Fakt ist: Alljährlich sterben in Deutschland mehrere hundert Menschen bei Bränden. Ursächlich hierfür sei laut Scheuer nicht in erster Linie die Direkteinwirkung von Feuer, sondern das Einatmen von giftigen Rauchgasen. Wer nun denkt, im Schlaf werde man durch den Geruch rechtzeitig wach, der irrt. „Während des Schlafes ist der Geruchssinn stark reduziert“, so der Further Kommandant. Daher kommt es, dass gerade nachts Brandgeruch oft nicht rechtzeitig wahrgenommen werden kann.

Hier erweisen sich Rauchwarnmelder als Lebensretter. Denn es reicht bereits eine kleine Menge Qualm, um sie auszulösen. Es folgt ein schriller, sehr lauter Piepton, der so lange anhält, bis der Rückstellungsknopf am Melder gedrückt wird. Gerade in Mietsgebäuden kann er so nicht nur den Bewohner selbst, sondern - gerade bei Abwesenheit - auch die Nachbarn rechtzeitig warnen.

Herzstück von derzeit gängigen, einfachen Rauchmeldern sind eine Infrarot- und eine Fotodiode. Wird deren Zusammenspiel durch Rauchpartikel gestört, ertönt der Alarm. Durch eine entsprechende Schutzvorrichtung wird ausgeschlossen, dass Insekten sie versehentlich auslösen.

 

Jeder kann Rauchmelder zu Hause anbringen

Die Installation ist laut Scheuer denkbar einfach: Batterie einlegen, einen passenden Ort in einem Zimmer aussuchen, zwei Löcher in die Decke bohren und die Halterung mit zwei Schrauben befestigen. Manche Melder können auch mit Hilfe von Klebe-Pads angebracht werden.

Noch besser sind Funkrauchmelder, die untereinander kommunizieren. Dies bedeutet: Löst ein Melder aus, gibt er diese Information an alle anderen weiter, die ebenfalls Alarm schlagen. So wird gewährleistet, dass zum Beispiel Rauchmelder im Speicher oder im Keller wahrgenommen werden. Wer erst noch ein Haus plant, den empfiehlt Scheuer eine elektronische Vernetzung der einzelnen Melder mit Hilfe von Leitungen. Neue Technologien wie Smart-Home ermöglichen es sogar, einen Alarm auf ein Handy weiterzuleiten, damit selbst bei Abwesenheit der Brand rechtzeitig bemerkt wird.

 

Wie man sich im Ernstfall richtig verhält

Scheuer betont jedoch: Im Gegensatz zu kostenintensiven Brandmeldeanlage von Firmen oder öffentlichen Gebäuden geben diese Rauchmelder nicht zugleich einen Alarm an die Einsatzleitstellen weiter; dies muss per Telefon vom Bewohner selbst oder von Nachbarn erfolgen. Vielmehr dient der Melder dazu, dass sich Bewohner rechtzeitig in Sicherheit bringen oder – je nach Größe des Feuers – noch selber einen Löschversuch unternehmen.

Löst ein Rauchmelder aus, sollte zunächst kontrolliert werden, ob es sich um einen Fehlalarm handelt. Ist bereits eine Rauchentwicklung erkennbar, ist höchste Vorsicht geboten. Befindet sich keine Löschdecke oder kein Feuerlöscher zur Hand, ist die Wohnung bzw. das Gebäude zu verlassen und umgehend die Feuerwehr zu alarmieren.

Noch nicht ganz eindeutig geklärt scheint, ob Versicherungen in einem Brandfall nicht bezahlen, wenn kein Rauchmelder installiert ist. Ebenso ist derzeit offensichtlich noch nicht geregelt, wer die Einhaltung der Rauchmelderpflicht überprüfen soll; vermutlich wird diese Aufgabe bei den Kaminkehrern landen.

Für Scheuer ist dies jedoch kein Grund, diese seit Anfang des Jahres geltende Verpflichtung nicht zu beherzigen. Denn letztendlich stehe der Schutz des eigenen Lebens und das der Familie sowie der Nachbarn über alles. Verpflichtet zur Anbringung ist der jeweilige Hausbesitzer, also in Mietwohnungen der Vermieter.

 

Wo wird der Melder angebracht?

Der Mindestschutz sieht die Anbringung von Rauchwarnmeldern in allen Räumen, in denen geschlafen wird (Schlafzimmer, Kinderzimmer etc.), sowie im Flur vor. Zu beachten ist, dass der Melder nicht einfach nur auf einen Schrank oder Tisch gestellt, sondern wirklich an der Decke installiert wird. Die Entfernung von Lampen, Deckenventilatoren oder anderen Anbauten an der Zimmerdecke sollte mindestes 50 Zentimeter betragen. Für einen vollständigen Brandschutz empfiehlt es sich, alle Räume inklusive Dachboden und Kellerräume mit Rauchmeldern auszustatten. Sind Räume größer als 60 Quadratmeter oder durch Trennwände unterteilt, sollte ein zweiter Melder installiert werden. In der Regel wird davon abgeraten, Melder in Bad und Küche zu installieren, da hier die Gefahr von Fehlalarmen sehr groß ist. Wer dennoch auf Nummer sicher gehen möchte, sollte Hitzemelder verwenden.

 

Wo gibt’s Rauchmelder?

Die kleinen Lebensretter sind in so gut wie jedem Elektronik-Fachgeschäft erhältlich. Feuerwehrkommandant Scheuer rät dazu, nur Melder mit dem CE-Zeichen zu verwenden. Auch sollte darauf geachtet werden, dass Lithium- statt alkaline Batterien verwendet werden, da diese bis zu zehn Jahren halten. Solche mobile Rauchmelder sind bereits für einen Preis unter 15 Euro erhältlich.

 

Infos zum Thema

Wer Fragen zu Rauchmelder hat, kann sich an die örtliche Feuerwehr oder an die Feuerwehr-Führungskräfte im Landkreis wenden. „Ich bin mir sicher, jeder Feuerwehrmann gibt dazu gerne Auskunft, weil jeder weiß, wie wichtig diese Geräte sind“, betont Scheuer.