Herzklopfen & Mobile Retter

Nach zehn Minuten hat man bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand eine Überlebenswahrscheinlichkeit von null Prozent

Und zehn Minuten braucht der Rettungswagen beispielsweise von Cham oder Bad Kötzting aus nach Zandt. Genau hier treten die Kräfte der ortsnahen Feuerwehren auf den Plan. Seit dem 1. April 2022 werden sogenannte „CPR-Teams“ bei bestimmten Einsatzstichwörtern alarmiert. Das Ziel dabei ist, das therapiefreie Intervall bei einem Herz-Kreislaufstillstand bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durch qualifiziertes Personal der Feuerwehren zu überbrücken. In nahezu jeder Ortschaft im Landkreis Cham ist eine Freiwillige Feuerwehr stationiert. Feuerwehren, die sich freiwillig für diesen Dienst melden, werden vor dem Projektstart entsprechend geschult.

Die Ausrücke-Stärke liegt bei einem „Herzklopfen“-Einsatz bei maximal drei Feuerwehr-Dienstleistenden. Das Herstellen einer Wachbereitschaft, z. B. zur Tragehilfe bleibt hierbei unberührt und kann natürlich durchgeführt werden. 

 

Voraussetzungen

Voraussetzung für die Teilnahme am Projekt sind der abgeschlossene Lehrgang „Ersthelfer Feuerwehr" sowie jährliche Auffrischungen zu den Themen Herz-Lungen-Wiederbelebung und Erster Hilfe. Bei „feuerwehrfremden“ Einsatzkräften (z.B. medizinisches Fachpersonal), die in der Feuerwehr für diesen Dienst vom Kommandanten eingesetzt werden ist bei entsprechender Qualifikation kein Lehrgang notwendig. Bei Feuerwehreinsatzkräften besteht eine regulärer Versicherungsschutz. Daher müssen alle Personen, die bei diesem Projekt mitwirken, als aktive Feuerwehrmitglieder geführt werden.

 

Ansprechpartner

Enderlein Stefan.jpgDr. med. Stefan Enderlein

 

Kreisfeuerwehrarzt & Fachbereichsleiter FB 8 - Ärztlicher Dienst

E-Mail

 

Ablauf

Die Alarmierung der Einsatzkräfte erfolgt im Bedarfsfall nur über die App „Handyalarm“. Die Alarmierung über Funkmeldeempfänger und Sirene erfolgt nicht! Nach Eingang der Alarmierung wird das Gerätehaus der Feuerwehr angefahren. Für die beteiligten Feuerwehren ist standardisiert ein bestimmtes Fahrzeug bei der ILS hinterlegt. Nach dem Umschalten auf die Funkgruppe des Rettungsdienstes meldet sich das Feuerwehrfahrzeug bei der ILS. Falls die Adresse nicht schon über die Handyapp an die ausrückenden Kräfte gesendet wurde, wird der Einsatzort über Funk übermittelt. Die Feuerwehr-Dienstleistenden rücken dann ausschließlich mit dem Einsatzfahrzeug aus. Es erfolgt keine Anfahrt mit weiteren Einsatz- oder Privatfahrzeugen zum Einsatzort, außer der Einsatzverlauf macht ein Nachrücken notwendig (z.B. Türöffnung oder Tragehilfe).

Im Gegensatz zu einem regulären Feuerwehreinsatz, bei dem gemäß Art. 18 (2) BayFwG der Kommandant des Schadensorts der Einsatzleiter ist, ist bei einem medizinischen Einsatz im Rahmen des Projekts „Herzklopfens“ ausschließlich die Leitstelle weisungsbefugt!

Nicht vernachlässigt werden sollte die mögliche erhebliche psychische Belastung der Einsatzkräfte, da der Alarm ja primär im eigenen Wohnortbereich erfolgt. Die Möglichkeit, dass man die betroffene Person kennt, ist entsprechend hoch. Den Feuerwehren stehen aber auch hier bei Bedarf Mitglieder der Notfallseelsorge jederzeit zur Verfügung.

 

Teilnehmende Feuerwehren

  • FF Arnschwang
  • FF Gleißenberg
  • FF Großaign
  • FF Hohenwarth
  • FF Miltach
  • FF Reichenbach
  • FF Schönthal
  • FF Stamsried
  • FF Zandt
  • BW Neukirchen b.Hl.Blut

Alle Feuerwehren im Landkreis Cham sind dazu aufgerufen, sich an diesem Projekt zu beteiligen. Für weitere Informationen steht unser Kreisfeuerwehrarzt gerne zu Verfügung. Persönliche Gespräche und unverbindliche Beratungen bei den Feuerwehren vor Ort sind jederzeit möglich.

 

"Mobile Retter" ergänzen das Projekt "Herzklopfen"

mobile-retter-funktionsprinzip.jpgSo funktioniert das System der mobilen RetterWir möchten die schnelle Hilfe für die Bevölkerung erneut erweitern und beteiligen uns natürlich auch aktiv am Projekt der mobilen Retter der Landkreise Cham, Neumarkt und Regensburg. Diesbezüglich fand am 23.01.2023 eine Kickoff-Veranstaltung der Hilfsorganisationen des Landkreises Cham im Landratsamt statt.

 

Ablauf

Ein akkreditierter Helfer wird beim Meldebild einer Reanimation mittels Mobiltelefons via GPS geortet und bei geringer räumlicher Nähe per App alarmiert. Er fährt die Einsatzstelle direkt an und startet die Herz-Lungen-Wiederbelebung. Dadurch kann das therapiefreie Intervall für den Betroffenen deutlich verkürzt werden, die Überlebenschancen steigen deutlich an.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter www.mobile-retter-regensburg.de.

 

Mobile Retter.jpg

 

Für die Teilnahme qualifiziert sind auch die Kameradinnen und Kameraden, die den Lehrgang „Ersthelfer Feuerwehr“ absolviert haben. Natürlich werden auch gleichwertige Ausbildungen akzeptiert. Besondere Berufsgruppen wie z. B. medizinische Fachangestellte können natürlich ebenfalls teilnehmen.

Die Anmeldung läuft online über die oben angeführte Adresse. Schriftlich muss eine Teilnehmervereinbarung ausgefüllt und eine Online Schulung (mittels Video) durchgeführt werden.

In der Folge muss dann durch einen Verantwortlichen noch die Richtigkeit der Angaben, insbesondere der Qualifikationen bestätigt werden. Im Bereich der Feuerwehren sollten beide Schriftstücke per E-Mail an stefan.enderlein@kfv-cham.de geschickt werden. Nach Abgleich der Daten wird der Helfer zur Teilnahme am System freigeschaltet. Zusammenfassend gilt festzustellen, dass beide Systeme (mobile Retter und die CPR-Teams/Projekt Herzklopfen) sich perfekt ergänzen.

Kurzgefasst: Der mobile Retter ist noch schneller vor Ort und beginnt mit der HLW, das CPR-Team kommt nach und setzt den lebensrettenden Defibrillator ein. Wenn wir beide Projekte flächendeckend einführen, können wir die Überlebenswahrscheinlichkeit für die Betroffenen um ein Vielfaches steigern.