Katastrophenschutzübung Heißer Bogen 2023

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Im Zeitraum vom 7. bis 9. September 2023 fand im Bereich des HOHENBOGEN eine großangelegte Waldbrandübung mit vielen Einsatzkräften statt.

 

Im September 2023 fand die großangelegte Katastrophenschutzübung „Heißer Bogen“ statt. Über 1.500 Einsatzkräfte aus Feuerwehr, Rettungsdienst, Bergwacht, Polizei und Bundeswehr bekämpften den fiktiven Waldbrand rund um den Hohenbogen. Mit einem lauten Grollen kündigte sich im Hohenbogenwinkel die Katastrophenschutz übung „Heißer Bogen“ durch Hubschrauber im Anflug an. Bereits in den frühen Morgenstun den trafen am Flugfeld in Unterfaustern bei Eschlkam zwei Hubschrauber der Bundeswehr, die CH 53 und LUH EC145, sowie die CH 47 der US-Army ein. Später beteiligte sich noch eine Maschine der Bayerischen Landespolizei an der Übung.

Nach einer gründlichen Einweisung in die Einsatzpläne starteten die Maschinen. Die Flughelfer des Landkreises Cham und der U.S. Army Garrison Bavaria hängten die Außenlast behälter ein. Die Flughelferübung startete und lockte zahlreiche Zuschauer an die Flugfelder am Drachensee und bei Unterfaustern an. Am zweiten Tag der Großübung brach ein fiktiver Waldbrand am Fuße des Hohenbogen aus. Ausgehend von einem Waldunfall mit mehreren verletzten Personen und sich entzündendem Öl an einem Arbeitsgerät, entwickelte sich ein größeres Feuer. Wieder waren drei Hubschrauber an der Übung beteiligt.

 

B3 - Brand landwirtschaftliches Gerät

Um 15.00 Uhr erfolgte die Alarmierung der örtlichen Feuerwehren nach dem Stichwort „Brand landwirtschaftliches Gerät im Freien – Aignhof b. Eschlkam Hohenbogenweg – B3 – Brand droht auf Waldstück überzugreifen“ in das Waldgebiet durch die Übungsleitung, die von der UG-ÖEL dargestellt wurde. Von ihren Standorten rückten die Feuerwehren aus Schwarzenberg (TSF), Eschlkam (TLF 16/25, LF 16, MZF), Kleinaign (TSF mit Geräteanhänger), Großaign (LF 10) und Stachesried (LF 10) aus. Hinzu kammt noch das TLF 16/25 aus Neukirchen b.hl.Blut und Michael Gutscher als zuständiger Kreisbrandmeister (Florian Cham-Land 6/1). Dieser ging aufgrund der genannten Örtlichkeit sofort von einer Brandbekämpfung im unwegsamen Gelände aus und ließ daher zusätzlich die Feuerwehren Rimbach (TLF 16/25, UTV mit Anhänger Personentransport), Engelshütt (Unimog mit Gerätesatz Waldbrand), Thenried (TLF 24/50) und Furth i.W. (TroTLF 24/48) alarmieren. Vor Ort stellte sich die Lage noch weitaus dramatischer dar.

 

Neue Situation - schnelles Handeln

Ein Forstarbeiter war unter einem Harvester eingeklemmt, vier Ersthelfer erlitten zum Teil schwere Brandverletzungen, dargestellt von Angehörigen der Bundeswehr. Das ausgetretene Hydrauliköl hatte sich entzündet und neben der Forstmaschine auch bereits den angrenzenden Wald in Brand gesetzt. Nun wurden auch der Rettungsdienst mit einem Notarzt sowie die Bergwacht aus Neukirchen b.Hl.Blut hinzugezogen. Die Ersteinsatzkräfte standen gleich mehreren Herausforderungen gegenüber: die technische Rettung des Forstarbeiters, die Erstversorgung der Brandverletzten sowie die Brandbekämpfung. Der Harvester bringt 19 Tonnen auf die Waage. Gemeinsam mit dem weichen Untergrund bedeutet das Schwerstarbeit gepaart mit Improvisationsvermögen für die Feuerwehrkollegen. Der angenommene starke Westwind trieb das Bodenfeuer weiter in das steile und nur schwer zugängliche Waldgebiet. Die vor Ort befindlichen Kräfte bauten zunächst eine Wasserförderleitung zu einem etwa 600 Meter entfernt liegenden Weiher auf.

In der Zwischenzeit lieferten die Tanklöschfahrzeuge über einen Pendelverkehr Wasser zu einem Faltbehälter, der an einer Weggabelung etwa 150 Meter vom Brandort entfernt aufgestellt werden kann. Der Schlauchwagen-Zug Furth i.W.-Ost wurde alarmiert und baute unverzüglich eine weitere Förderleitung über eine Strecke von 1.100 Meter sowie einen weiteren Faltbehälter auf. Hinzu kam ein weiterer Unimog mit Waldbrandgerätesatz sowie ein UTV aus Bad Kötzting, ein TLF 2000 auf Unimog aus Zandt, der Wechsellader mit WAB Tank 10.000 Liter aus Arrach, zwei LF aus Daberg und Warzenried sowie ein landwirtschaftliches Lohnfuhrunternehmen, das mit einem 25 m³ fassenden Sattelzug ebenfalls in die Alarmplanung des Landkreises eingebunden ist. Die Tanklöschfahrzeuge und das Privatfahrzeug brachten Wasser von den Flüssen Chamb und Freybach zum Faltbehälter des SW-Zuges. Die Fahrstrecke betrug dabei ca. 6 Kilometer.

Die ebenfalls alarmierten Flughelfergruppen aus Thürnstein und Straubing hatten zwischenzeitlich beim Weiler Aignhof ein Flugfeld eingerichtet. Von dieser Basis aus startete ein Polizeihubschrauber sowie ein Privathubschrauber ebenfalls zur Brandbekämpfung. Die Rolle des Polizeihubschraubers hat in diesem Fall eine Maschine der Landespolizei Sachsen übernommen. Seit dem Einsatz der Flughelfergruppe in der Sächsischen Schweiz im Vorjahr bestehen dorthin sehr gute Verbindungen, so dass die Polizei Sachsen die Einladung zu dieser Übung gerne angenommen hat. Ein Kleinhubschrauber der Luftrettungsstaffel Bayern unterstützte im Rahmen einer Fortbildung für Luftbeobachter ebenfalls den Einsatz. Die Treibstoffversorgung auf dem Flugfeld übernahm die Bergwacht Arnbruck mit dem Betankungsanhänger. Zudem wurde der Flugplatz Straubing angeflogen. Die Wasserentnahme erfolgte wie bereits am Vortag am Drachensee. Dort war erneut die DLRG Furth i.W. als Sicherheitswache vor Ort und mit zwei Booten im Wasser. Von dort aus erfolgte die Aufnahme der Wasserbehälter, welche die Hubschrauber ins Brandgebiet verbrachten. Tanklöschfahrzeuge brachten außerdem im Pendelverkehr Löschwasser zu den Faltbehältern, parallel dazu errichtete der Schlauchwagenzug Bad Kötzting eine B-Leitung in das betroffene Waldstück. Insgesamt waren an diesem Tag 354 Einsatzkräfte verschiedenster Hilfsorganisation an der Übung beteiligt.

 

Massive Unterstützung aus anderen Landkreisen erforderlich

Die Führungskräfte des Landkreises kamen zu diesem Zeitpunkt zu der Erkenntnis, dass der Brand mit den eigenen Kräften nicht mehr beherrscht werden kann. Aus dem Katastrophenschutzlager in Cham wurde der Gerätesatz Kreisregner zur Einsatzstelle beordert. Damit sollte über Nacht eine Widerstandslinie beschickt werden. Zur Wasserversorgung der Kreisregner wurden die bestehenden B-Leitungen verwendet. Aus den Landkreisen Freyung-Grafenau und Main-Spessart wurden für den Folgetag Hilfeleistungskontingente zugesagt. Aus Speichersdorf, München und Nürnberg machten sich HFS-Wasserförderzüge auf den Weg. Die Flughelfer erhielten am Samstag Unterstützung aus Neustadt/Donau, Amberg und Bayreuth. Auch aus Tschechien wurde für den Samstag Hilfe zugesagt. Von dort wurden vier Großtanklöschfahrzeuge GTLF 9000 auf Tatra, ein Waldbrand-TLF auf Unimog, ein UTV sowie ein Wasserfördersystem entsandt.

Noch am Abend traffen die Vorauskommandos aus Freyung-Grafenau und Main-Spessart ein und wurden in die Lage eingewiesen. Die Kontingente folgten in mehreren Wellen und richteten in der Grundschule in Neukirchen ihr Nachtquartier ein. Unterstützt wurden sie dabei von den Logistikeinheiten des Landkreises Cham, u.a. vom Verpflegungszug und Betreuungsdienst des BRK. Die Dispogruppe Strom sorgte dort für Strom und Licht und richtete zudem in der Nähe den Übernachtungsplatz für die Hubschrauber ein.

Nachdem der Übungsbetrieb am Freitag eingestellt wurde, fanden in der Schule Fachvorträge zum Schwerpunktthema Waldbrand statt. Hierbei erläuterten Stephan Brust von der Feuerwehrschule Würzburg und Kreisbrandrat Michael Stahl verschiedene Konzepte und Lösungsansätze, um bei künftigen Waldbränden noch besser gerüstet zu sein. Bei einem Kameradschaftsabend mit einem Großteil der Beteiligten fand der zweite Übungstag ein würdiges Ende.

Am Übungssamstag beschäftigten sich bereits in den frühen Morgenstunden die fleißigen Helfer des BRK damit, für die Kontingente aus Main/Spessart sowie aus Freyung/Grafenau Frühstück vorzubereiten. So war es ebenfalls ein maßgebliches Ziel der Übung, die Verpflegung für die vielen Einsatzkräfte sicherzustellen. Dieses Ziel erreichten die Kräfte der BRK aus Freyung/Grafenau und aus Cham bestens.

Gegen 8.00 Uhr wurden die Kontingentführer, die Führungskräfte aus Tschechien sowie die Dolmetscher in die Lage eingewiesen. Die noch anfahrenden Kräfte wurden von Lotsenfahrzeugen erwartet und in die Bereitstellungsräume gebracht. Die Hubschrauber starteten zum Flugfeld. Eine Maschine der Polizeihubschrauberstaffel Bayern sowie eine weitere Privatmaschine traffen dort ein.

 

Alarmierung im Minutentakt zwischen einigen Realeinsätzen

Bis 9.30 Uhr fuhren alle Einheiten in ihre zugewiesenen Bereitstellungräume. An der Talstation der Hohenbogenbahn bezogen Reserveeinheiten, bestehend vor allem aus hochgeländegängigen Fahrzeugen sowie dem Löschunterstützungsfahrzeug LUF aus Mitterdorf, Stellung. Ab 10.00 Uhr wurden Zug um Zug die Einheiten abgerufen und den vereinbarten Abschnitten zugeführt. Allerdings kam es dabei durch vier Realeinsätze, die innerhalb von 30 Minuten aufgelaufen waren, zu einer kurzen Verzögerung, da deren Entwicklung erst abgewartet wurde.

Die örtlich zuständigen Einheiten sowie der SW-Zug Furth i.W.-Ost übernahmen die Schlauchleitungen vom Vortag und errichteten zwei Wassergassen entlang des Hohenbogenwegs. Das Wasser wurde zunächst von den GTLF aus Tschechien sowie zwei WLF mit AB Wasser aus Roding und Arrach zum 50m³ Faltbehälter nach Aignhof gebracht. Parallel dazu errichteten die HFS-Einheiten eine knapp sieben Kilometer lange F-Leitung vom Zusammenfluss von Chamb und Freybach in Eschlkam zu diesem Faltbehälter. Da die Ansaugstelle von den Großfahrzeugen nicht angefahren werden konnte, errichtete der ABC-Zug aus Cham ca. 150 Meter von der Ansaugstelle entfernt an einer Gemeindeverbindungsstraße einen weiteren 50.000 Liter Faltbehälter, der vom Hochwasserzug des Landkreises Cham befüllt wurde. Mit einem solchen Bypass ließen sich die Einsatzoptionen der HFS-Systeme erheblich erweitern. Vom Behälter Aignhof baute der SW-Zug Roding mit Unterstützung der Vegetationsbrandbekämpfungseinheit der KBI-Bereiche 5 und 6 eine weitere B-Leitung und schloss mit einer Wassergasse an den SW-Zug Furth i.W.-Ost auf dem Hohenbogenweg in Richtung Talstation an. Vom Wasserbecken der Beschneiungsanlage der Talstation bauten der SW-Zug Cham sowie das Kontingent aus Main-Spessart zwei weitere B-Leitungen mit je knapp 1.700 Metern Länge über den Schwarzholzweg in Richtung Hohenbogenweg. Mit einer weiteren Wassergasse durch den SW-Zug Cham gelang der geplante Lückenschluss zu den Rodinger Kollegen auf dem Hohenbogenweg. Eine weitere Wassergasse wurde von dort bergwärts in Richtung Pürzerriegel verlegt. Die Kollegen aus Main-Spessart erhielten hierzu die Unterstützung durch die neu gebildete Einheit zur Vegetationsbrandbekämpfung des KBI-Bereichs 3. Diese verfügte über ein LF, ein TSF, ein TSF-L mit Gerätesatz Waldbrand sowie zwei UTV mit Anhänger. Das starke Kontingent aus Freyung-Grafenau baute schließlich ab dem Wasserbecken der Beschneiungsanlage an der Mittelstation zwei B-Leitungen über den Oberen und den Unteren Pürzerriegelweg Richtung Brandherd auf. Diese Leitungen waren jeweils ca. 1.500 Meter lang. Von den Enden der Leitungen aus wurden jeweils Wassergassen talwärts zu den nächstgelegenen Einheiten verlegt. Da die Wassergassen in stark abschüssigem und unwegsamem Gelände verlegt werden mussten, stellten die Einheiten aus dem Landkreis Cham hierfür vier UTVs zur Unterstützung bereit. Insgesamt konnte so eine ca. zwei Kilometer lange Widerstandslinie errichtet werden. Diese sollte auch im Ernstfall in der Lage sein, das angenommene Bodenfeuer zurückzuhalten. Damit sollte vor allem die für die Region enorm bedeutsame Freizeitanlage mit Sesselbahn am Hohenbogen und das gleichfalls wertvolle Waldgebiet geschützt werden.

 

Erfolgreiches Waldbrandkonzept

Gegen 11.30 wurden schließlich auch die Reserveeinheiten, die an der Talstation vorgehalten wurden, gefordert. Insgesamt drei Spotfeuer im Bereich einer Jagdhütte und westlich nahe der Hohenbogenbahn wurden gemeldet und mit Hilfe der geländegängigen Fahrzeuge bekämpft. Zur Wasserversorgung dieser Einheiten wurden einige Fahrzeuge aus dem inzwischen nicht mehr benötigten Pendelverkehr umgesetzt. Zur Hilfe kamen auch Flughelfer, die von den Hubschraubern mitsamt dem notwendigen Material auf den Berg gebracht wurden. Hierbei und auch bei der Errichtung der Wassergassen zeigte sich das wertvolle Zusammenspiel der verschiedenen Stufen des Waldbrandkonzeptes. Die angelegten Rückewege der Forstverwaltung konnten mit Hilfe der Unimogs und UTVs – im Ernstfall würden wohl auch weitere Traktoren der Forstwirte zur Verfügung stehen – hervorragend genutzt werden, um Personal und Material schnell an die Brandherde zu bringen.

Gegen 12 Uhr wurden noch zwei weitere Zwischenfälle mit insgesamt vier verletzten Personen eingespielt, die von der Bergwacht übernommen wurden. Eine besondere Herausforderung war dabei auch die Abstimmung zwischen Bergwacht und Feuerwehr auf den z.T. sehr engen Waldwegen.

Um 13.40 Uhr wurde das Übungsende verkündet. Rund 1.500 Einsatzkräfte von Feuerwehr, BRK, Bergwacht, Polizei, Bundeswehr, US Army und weitere private Einheiten waren über die drei Übungstage eingebunden. Die gesteckten Ziele wie Brandausbruch ein dämmen, Wassergassen errichten, lange Förderleitungen konstant aufrechtzuerhalten und die Brandbekämpfung effektiv mittels Boden- und Luftgebundenen Kräften durchzuführen, konnten alle Einheiten erfolgreich umsetzen. Der „Heiße Bogen“ machte sich auch mit dem perfekten Wetter seinen Namen: Drei Tage bei hochsommerlichen Temperaturen um die 30 Grad verlangte den Einsatzkräften viel ab.

 

Videoclip als Vorspann zur Übung

 

Großübung Heißer Bogen - Aftermovie

 

Fernsehbeiträge von TVA Ostbayern


 

Wald- und Vegetationsbrandkonzept Lkr. Cham




 

Bilder von der Übung