Mehr Si­cher­heit für die Bür­ger

17.05.2017
Ver­ein­ba­rung für gren­zü­ber­schrei­ten­de Hil­fe­leis­tung im Brands­chutz un­ter­zeich­net

Waldmünchen. Seit vielen Jahren pflegen die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Cham einen guten Kontakt zu den tschechischen Feuerwehren. Deshalb haben sich der Landkreis Cham, die grenznahen Gemeinden mit ihren Freiwilligen Feuerwehren und ihre Partner in der Tschechischen Republik entschieden, die Grundsätze der grenzüberschreitenden Hilfeleistung und Zusammenarbeit im Brandschutz in einer gemeinsamen Vereinbarung zu regeln. Am Montag unterzeichneten Landrat Franz Löffler und Regionspräsident Josef Bernard diese grenzüberschreitende Vereinbarung im Waldmünchner Feuerwehrhaus.

Rund eineinhalb Jahre haben die Vorgespräche gedauert, damit werden bestehende Kooperationen und Kontakte auf eine rechtlich verlässliche Basis gestellt. Wenn es darauf ankomme, solle Hilfe möglichst unkompliziert und auf hohem Niveau gewährleistet sein, sagte Landrat Franz Löffler. Er lobte die Kameradschaft, den Zusammenhalt und das Engagement der Wehren diesseits und jenseits der Grenze.

Neben Löffler wohnten zahlreiche Verantwortliche der Feuerwehren im Grenzbereich, von Polizei und Politik dem Festakt bei. Löffler hieß die Gäste willkommen, besonders den neuen Regionspräsidenten der Region Pilsen, Josef Bernard, sowie den Bezirksdirektor der Feuerwehr für die Region Pilsen, František Pavlas, und weitere Vertreter der tschechischen Hilfsorganisationen und Behörden. Von beiden Seiten der Grenzen waren sämtliche Bürgermeister zur Vertragsunterzeichnung gekommen, ebenso Kreisbrandrat Michael Stahl und viele Kameraden der örtlichen Feuerwehren.

Immer einsatzbereit

„Europa wird heute sehr positiv eingeschätzt“, sagte Löffler. Das erfahre er täglich von den Menschen, die sich für ein gemeinsames, friedliches und rechtsstaatliches Europa einsetzen. „Doch wie sicher ist Europa?“, fragte sich Löffler. Er findet es wichtig, die Dinge vor Ort zu regeln. Im Vordergrund stünde die Frage, wie man den Menschen diesseits und jenseits der Grenze im Ernstfall helfen könne. Die Vereinbarung für grenzüberschreitende Hilfeleistung und Zusammenhalt sei dafür ein elementarer Baustein. Die Initiative für diese Vereinbarung sei von den Feuerwehren ausgegangen. Alle Feuerwehren leisteten ehrenamtlich und unentgeltlich Hilfe, auf gleichem Ausbildungsstand und Niveau, unterstrich der Landrat.

Die Grundlagen der Vereinbarung seien in vielen Gesprächen ausgearbeitet worden, dafür dankte er allen. So könne man in Zukunft unkompliziert über die Grenzen hinweg helfen, wenn es darauf ankommt. „In der Not wachsen die Menschen noch mehr zusammen“, sagte Löffler. Er wünscht sich, dass der Ernstfall nicht eintritt.

Josef Bernard, Regionspräsident der Pilsener Region, dankte für das Engagement aller Beteiligten. Er fühle sich sehr wohl in Waldmünchen und im Landkreis Cham, betonte er und dankte für einen gut organisierten Abend mit bester Musik. Er unterstrich die Wichtigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ebenso wie Waldmünchens Bürgermeister Markus Ackermann. Dieser sagte, dass ein partnerschaftliches, kollegiales Miteinander schon seit Jahren in vielen Bereichen stattfindet und gelebt wird, unter anderem im Aktionsbündnis Čerchov.

Gemeinsame Übungen

Gemeinsame Übungen und Ausbildungen fänden schon seit Jahren statt, so Ackermann weiter. Dass all dies sinnvoll sei, habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt. Wie etwa 2008, als ein Bus verunglückte und schnell und unkompliziert Hilfe geleistet werden konnte. Die grenzüberschreitende Hilfeleistung ist in seinen Augen eine Notwendigkeit und auch Selbstverständlichkeit. Die Voraussetzungen würden in dem zu unterzeichnenden Vertrag geregelt. Er sei Basis für Vertrauen und Sicherheit und Baustein für interkommunales Miteinander.

Bayern und die Tschechische Republik verbinde seit Jahren eine gute und freundschaftliche Nachbarschaft, unterstrich KBR Michael Stahl. „Für unsere beiden Länder, für die Menschen diesseits und jenseits der Grenze, ist es ein guter Tag“, freute sich der Kreisbrandrat. Vor allem aber sei der Vertrag ein weiterer Schritt in Richtung organisiertes Management bei Einsatzlagen, wie etwa bei Standarteinsätzen Zeit zu gewinnen, um Leben zu retten, Brände zu bekämpfen und die Umwelt zu schützen.

Stahl bezeichnete den Vertrag als Meilenstein einer optimalen und professionellen Organisation des Feuerwehrwesens im Landkreis Cham und im Bezirk Pilsen. Eines stand für alle Beteiligten von Beginn an fest: Grenzen gibt es für die Feuerwehrleute nur auf dem Papier. Schnelle und effektive Hilfe über Landesgrenzen hinweg funktioniere nur, wenn die Anforderungsverfahren, die Ansprechpartner und der Einsatzablauf klar und eindeutig festgelegt seien. Das gelte umso mehr, wenn auch Sprachbarrieren zu überwinden sind. Eben das regle die Vereinbarung. Sie enthalte Vorgaben für die Koordinierung grenzüberschreitender Feuerwehreinsätze, etwa die Alarmierung der Einsatzkräfte und die Durchführung des Einsatzes, auch gemeinsame Ausbildung und Übungen seien mit dem Vertrag geregelt. Sein Dank galt auch allen Feuerwehrkollegen auf tschechischer Seite für die bisher sehr freundschaftliche, kameradschaftliche und ergebnisorientierte Zusammenarbeit.

Ein Meilenstein

František Pavlas ist überzeugt, dass Deutsche und Tschechen die gleichen Ziele verfolgen. Er erinnerte an die gemeinsame Vergangenheit und die vielen Jahre der Trennung. Dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nun wieder aufgenommen werden konnte, dafür brauchte es Menschen, die sich eingesetzt und an die Zusammenarbeit geglaubt haben. KBR Michael Stahl sei so ein Mensch. Ihm überreichte er ein Geschenk für dessen Einsatz, Engagement und Freundschaft. Es folgte die Vertragsunterzeichnung. Anschließend spielte die TV-Musikkapelle, die den Abend musikalisch umrahmte, die Europahymne. Bis in den späten Abend hinein feierten die Feuerwehrkameraden und Ehrengäste die Vertragsunterzeichnung.

 

Quelle: Chamer Zeitung und FF Waldmünchen