Jahreshauptversammlung des KFV Cham und Dienstversammlung der Kommandanten mit Neuwahl des KBR

14.10.2016
Neuwahl des Kreisbrandrates anlässlich der Dienstversammlung der Kommandanten und der Jahreshauptversammlung des KFV

184 Feuerwehrkommandanten aus dem ganzen Landkreis Cham waren am Abend des 14. Oktober ins Haus des Gastes nach Blaibach gekommen, um einen neuen Kreisbrandrat zu wählen. Zwei davon waren zwischenzeitlich zu einem Einsatz gerufen worden, und so waren es letztlich 182 Kommandanten, die Michael „Mike“ Stahl mit 97 Prozent ihrer Stimmen in dieses Amt wählten, das er am 1. November antreten wird.

Die Wahl fand während der Jahresversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes statt. Deutlich war zu spüren, dass die Versammlung auch ganz im Zeichen des Abschieds des scheidenden Kreisbrandrates Johann Weber stand, der dieses Amt seit 1998 innehat. Obwohl mit dem 18. Dezember bereits ein eigener Termin für eine Feierstunde ihm zu Ehren festgesetzt ist, gingen die Ehrengäste in ihren Reden auf seine Leistungen und Verdienste ein und sprachen ihm ihre Anerkennung dafür aus.

Doch zunächst hatte Hans Weber selbst das Wort und gab einen Rückblick auf das vergangene Jahr. Alle erhoben sich von ihren Plätzen, als der verstorbenen Kameraden und Kameradinnen gedacht und ein Lied zum Totengedenken gespielt wurde. Aber auch zahlreiche Geburtstagswünsche konnten in diesem Jahr überbracht werden. Webers Dank ging unter anderem an die zahlreichen Gratulanten, die ihm zum 60. gratuliert hatten.

Er gab einen Überblick über die getätigten Investitionen: neue Fahrzeuge und neue Gerätehäuser bzw. Anbauten und freute sich besonders über den Spatenstich für das Rettungszentrum Furth im Wald, „ein gemeinsames Haus für BRK und Feuerwehr“. „Das ist ein Projekt, von dem alle Bürger profitieren“, so Weber.

Rund um die Uhr kompetente Hilfe

In seinem Bericht würdigte er vor allem aber die Tätigkeit „seiner“ Feuerwehrleute: „Die Bürger können sich darauf verlassen, rund um die Uhr kompetente Hilfe von Ihnen zu bekommen.“ Von 1998 bis 2015 waren es für alle 190 Feuerwehren im Landkreis Investitionen in einer Gesamtsumme von 10.221.761,92 Euro. „Das ist Eure Leistung, liebe Feuerwehrler“, betonte Weber, „ denn wenn man Leistung bringt, kann man auch die Bürgermeister und Gemeinderäte überzeugen, und letztlich kommt alles den Bürgern zugute.“

Besonders freute er sich auch über die Übergabe der Brandschutzerziehungskoffer an Kindergärten und Schulen. Er ging auf das Bayerische Investitionssonderprogramm Hochwasser ein, das Wasserfördersystem Bayern inklusive der technischen Daten und Standorte, auch der Landkreis Cham wird ein Fahrzeug erhalten.

Weber betonte auch die Leistung der Feuerwehrfrauen im Landkreis und wies dabei unter anderem auf die Erste-Hilfe-Weiterbildung hin, an der sich 137 Frauen aus 33 Wehren beteiligt hatten. Ein weiteres freudiges Ereignis war die Gründung der Kinderfeuerwehr in Roding und die Einführung der Software MP-Feuer. Auch die Jugendfeuerwehr sei mit insgesamt 2399 Mitgliedern in 183 Jugendgruppen überaus aktiv und erfolgreich in Jugendwettbewerben.

„Unsere Feuerwehren sind Gold wert“, fasste er zusammen. Im Hinblick auf seinen letzten Diensttag am 31. Oktober bedankte er sich bei ihnen, bei den Luftbeobachtern, bei der Polizei, den Politikern und vielen weiteren, mit denen er hervorragend zusammengearbeitet hatte. Für das Engagement bei der Einrichtung des Sorgentelefons sprach er Ehrengast Dr. Marcel Huber einen herzlichen Dank aus.

Der Sachstand beim Thema Digitalfunk sei zufriedenstellend, nur bei einzelnen Gebieten müsse. noch nachgebessert werden. Bei zahlreichen Unwettereinsätzen in diesem Jahr haben die Feuerwehren erneut ihre Schlagkraft bewiesen.

Ein vertrauensvolles Miteinander zeichnete stets die Zusammenarbeit mit Landrat Franz Löffler und den Mitarbeitern des Landratsamts aus. Dafür und an viele andere sprach Weber ein „Vergelt’s Gott“ aus und blickte zurück auf den 1. November 1998, seinen Start als Kreisbrandrat, und die 18 Jahre Dienstzeit. Standing Ovations und tosender Applaus aller Anwesenden bestätigten, wie gut er seine Aufgaben in dieser Zeit erfüllt hat.

Nach Webers ausführlicher Präsentation ging das Wort an Dr. Marcel Huber, der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei. „Die nächsten eineinhalb Stunden gehören mir“, scherzte er zu Beginn seiner Festrede, würdigte dann Weber als „Mann der Tat“, der sich aber selber nie in den Vordergrund stelle und über sich selber sage, er sehe es als seine „Pflicht an, zu helfen“. Helfen mache viel Freude und Freunde, und „Freunde hast Du viele gewonnen“, so Huber. Ein großartiges Vorbild, auch für die Jugend, sei Weber: „Viele Menschen verdanken dir ihr Leben“, betonte Huber, der selbst einst Kommandant war.

Es seien unruhige Zeiten, in denen wir leben, und umso größer sei das Sicherheitsbedürfnis der Menschen. Die Feuerwehr leiste hier einen immens großen Dienst und investiere hier sehr viel Zeit. „Es läuft bei der Feuerwehr im Landkreis Cham“, betonte er. In allen Bereichen könne sie - als mitgliederstärkste in ganz Bayern - eine erfolgreiche Bilanz vorweisen. Die Feuerwehr liegt Huber am Herzen; so hatte er einen runden Tisch einberufen, um so manche bürokratische Hürde abzuschaffen. Von Robin Klein, dem Enkel von Hans Weber, erhielt Huber als Dankeschön für sein Kommen ein Fahrzeug mit „flüssiger“ Beladung.

Es folgte der Bericht des Kassiers Anton Ruhland für den Kreisfeuerwehrverband Cham. Die Anwesenden wurden detailliert über die aufgeschlüsselten Einnahmen und Ausgaben und ein Gesamtguthaben von 43.679,39 Euro informiert. Der Bericht der Kassenprüfer bescheinigte dann auch eine übersichtliche und ordentliche Kassenführung und führte zur einstimmigen - bis auf die Enthaltung von Ruhland selbst - Entlastung des Kassiers.

„Lieber Hans“, begann Landrat Franz Löffler seine Rede, „du hast unserem Landkreis und unserer Feuerwehr gut getan.“ Die Feuerwehr sei in der Mitte der Gesellschaft verankert im Landkreis Cham. Löffler ging auf die dem Starkregen geschuldete Hochwasserproblematik in diesem Jahr ein und bedankte sich herzlich für den Einsatz der Feuerwehren.

„Wir haben perfekte Hilfe leisten können in Simbach“, sagte er und sprach für die große Einsatzbereitschaft seine Anerkennung aus. Wenn die Einsatzlagen immer komplexer werden, sei es notwendig, die Ausrüstung auf den neuesten Stand zu bringen. Dafür setze er sich als Landrat gerne ein. „Die Menschen stehen hinter der Feuerwehr, und darauf bin ich sehr stolz.“

„In wenigen Sätzen ist die Fülle der Aufgaben des Kreisbrandrats im Bayerischen Feuerwehr-Gesetz zusammengefasst“, leitete der Jurist Norbert Wittmann die nachfolgende Wahl ein. Die geheime Wahl findet grundsätzlich auf Vorschlag des Landrats statt. Dieser gab zu, dass es für ihn zunächst eine gewaltige Aufgabe und Herausforderung gewesen sei, einen Kandidaten zu finden, da die „Fußspuren“ des Amtsvorgängers Weber „nicht klein sind“. Aber es ist ihm gelungen: „Ich habe mit sehr vielen Kommandanten gesprochen und ihnen zwei Fragen gestellt: Wie sehen Sie die Struktur dieses Amtes, und wen könnten Sie sich als Kreisbrandrat vorstellen?“

Die Antwort auf die erste Frage war, dass die Grundausrichtung weiterhin ehrenamtlich sein solle, da das ein großes Gütesiegel darstelle. „Gleichzeitig haben viele gesagt: Wie Hans Weber das alles - neben seiner beruflichen Vorstandstätigkeit - geschafft hat, wissen wir nicht“, denn der Kreisbrandrat war für jeden immer erreichbar. Von der Antwort auf die zweite Frage war der Landrat tief beeindruckt, denn ein Name sei bei allen Gesprächen gefallen, und zwar der des Kreisbrandinspektors Michael Stahl. „Und auch ich bin überzeugt, dass er es trotz dieser großen Fußspuren hervorragend meistern wird“, so Löffler. Stahl, ein Experte im Brand- und Katastrophenschutz, habe eine absolut positive Grundeinstellung zur Feuerwehr und zum Ehrenamt, stelle, ebenso wie Weber, weniger seine Person in den Vordergrund als die Sache und könne die Menschen begeistern.


Das bestätigte Stahl, der ebenfalls seine Beweggründe für das Amt darlegte: „Mir ist immer schon sehr viel an der Ausbildung gelegen, und ich habe mir Ziele für die Ausrüstung gesetzt - ohne geht es nicht. Am wichtigsten aber ist der Mensch, die Kameraden und Kameradinnen.“ Schon mit vier Jahren bekam er sein erstes Feuerwehrauto, im Alter von 18 Jahren wurde der heute 42-Jährige in Arrach Jugendwart, und mit 27 Bayerns jüngster Kreisbrandinspektor - die Feuerwehr ist für ihn eine Berufung. Im Landratsamt ist er Leiter des Bereichs Brand- und Katastrophenschutz.

Eine lange Schlange bildet sich, um die orangefarbenen Stimmzettel abzugeben, dank der professionellen Organisation ging alles schnell vonstatten. Während der Auszählung der Stimmen folgten Grußworte weiterer Ehrengäste, wie des Bürgermeisters der Gemeinde Blaibach, Wolfgang Eckl, Theo Zellner, Ehrenmitglied des KFV-Cham, Alfons Weinzierl, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Bayern, MdL Dr. Gerhard Hopp und Chams Polizeichef Alfons Windmaißer. Sie alle würdigten die Verdienste von Hans Weber, beglückwünschten Michael Stahl - zum Teil bereits vorab - und wünschten ihm alles Gute für seine künftigen Aufgaben.

Mit 176 gültigen Stimmen wurde dieser wie erwartet der neue Kreisbrandrat und nahm die Wahl an, zu dem ihm von allen Seiten herzlich gratuliert wurde. „Das Wahlergebnis macht mich stolz“, so Hans Weber, der seinem Nachfolger ein neues Abzeichen, einen neuen Helm und eine neue Uniform überreichte.

Zahlreiche Gratulanten schlossen sich an. Hans Weber schloss die Versammlung mit einem persönlichen Wunsch: „Dass ihr alle meinen Nachfolger tatkräftig unterstützt.“ Er dankte allen für die Einigkeit, Kameradschaft und Geschlossenheit, versprach Stahl, ihm weiterhin ein Ansprechpartner zu sein, und schloss mit dem Leitsatz „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“.


Zur Person: Michael Stahl

Familie

Michael Stahl wurde am 22. Februar 1974 in Neukirchen b.Hl.Blut geboren. Er wohnt in Arrach, ist verheiratet und hat einen eineinhalbjährigen Sohn und eine siebenjährige Tochter. Er erlernte den Beruf des Bäckers, um in den elterlichen Betrieb einzusteigen, musste diesen Weg aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Stahl schulte um auf Verwaltungsangestellter und arbeitet heute im Chamer Landratsamt, Bereich Sicherheit und Ordnung. Dort ist er für die Feuerwehren des Landkreises zuständig.

Start

Der 42-Jährige hat eine Feuerwehrlaufbahn hinter sich, die er anschaulich notiert hat und die über drei DIN-A-4-Seiten läuft. Sie startet bei der Heimatfeuerwehr Arrach. Dort tritt er im Juni 1988 ein und bekommt 1992 das Amt des Jugendwarts. Von 1996 bis 2001 wird er dort zum ersten Kommandanten gewählt.

 

Text von der Mittelbayerischen Zeitung - www.mittelbayerische.de