Fortbildung am Truppenübungsplatz bei Karlsbad (CZ)

19.04.2018
Bereits zum zweiten Mal wurde es einer Abordnung der Kreisbrandinspektion ermöglicht, einer umfassenden Versuchsreihe zum Thema Gasflaschenbrände im Nachbarland Tschechien beizuwohnen.

Auf freundliche Einladung des Leiters der Feuerwache Rokycany, Major Ing. Jan Hora, machte sich die Delegation des Landkreises bei herrlichen frühsommerlichen Temperaturen auf den Weg in das westböhmische Bäderdreieck nach Karlsbad, ehe sie dann gemeinsam mit Kollegen aus Sulzbach-Rosenberg mit einem Dienstbus der tschechischen Feuerwehr zum Feuerleitturm auf einer Anhöhe mitten im Truppenübungsplatz Hradiště gebracht wurde. Zur Überwindung der Sprachbarriere vom Tschechischen direkt ins Bairische und zurück war als Übersetzer Marian Jiřík von der Arracher Partnerfeuerwehr aus Janovice nad Úhlavou wieder mit an Bord.

Nach der Begrüßung durch Jan Hora erörterte dieser zunächst die theoretischen Grundlagen für die Bewältigung von Gasflaschenbränden ausführlich. Aufbauend auf den Bericht über einen tatsächlich stattgefundenen Unfall eines Transporters mit einer Vielzahl unterschiedlicher Gasflaschen erarbeitete Hora gemeinsam mit den anwesenden tschechischen Berufsfeuerwehrleuten und den Scharfschützen des Sondereinsatzkommandos Kobra der tschechischen Polizei, mit welchen Gasen in Gastransportern zu rechnen ist und welche Gefahren von diesen ausgehen. Besonders heimtückisch sind demnach Flaschen mit Acetylen, da diese Verbindung bereits ab einer Temperatur von 65 °C beginnt, aus dem ebenfalls vorhandenen Lösungsmittel auszutreten und zu polymerisieren. Dabei kann so viel Energie freiwerden, dass die Stahlflasche dem Druckanstieg nicht mehr gewachsen ist. Leider kann der Punkt, ab dem das Acetylen durchreagiert und die Flasche zur Explosion bringt, weder von außen erkannt werden, noch kann diese Detonation durch Kühlung zuverlässig verhindert werden. Sofern auf die Gasflasche aus ausreichender Entfernung eine Sichtverbindung besteht, könnte ein kontrollierter Beschuss diese gefährliche Situation deutlich entschärfen.

Um die Gefahren beflammter Gasflaschen zu demonstrieren und deren Beschuss einzuüben, hatte Hora gemeinsam mit seinen Leuten bereits im Vorfeld am Fuße des Beobachtungshügels eine Vielzahl von Gasflaschen aufgebaut und jeweils Holzscheite angerichtet. So machten sich alle Anwesenden nach dem leckeren böhmischen Gulasch im Felde auf dem Weg in Richtung Beschusszone, um den Beflammungsversuchen der Gasflaschen aus dennoch sicherer Entfernung beizuwohnen. So wurden die Holzstapel um die Flaschen einzeln nacheinander entzündet. Manche wurden so lange brennen gelassen, bis Flaschenbruchstücke durch die Explosion über 100 Meter durch die Luft geschleudert wurden und die Druckwelle von den Beobachtern deutlich gespürt werden konnte. Andere Gasflaschen wurden nur wenige Minuten beflammt und anschließend auf Kommando von zwei Scharfschützen beschossen. Dabei zischt das komprimierte Gas aus den Einschusslöchern und verbrennt eindrucksvoll ein einem Feuerstrahl. Zur Explosion kommt es dann allerdings nicht mehr. Die Scharfschützen können dabei ihre Munition so wählen, dass das Projektil die Flaschenwand vorne zwar durchdringt, auf der Rückseite jedoch nicht mehr austritt.

Beeindruckt von den dargebotenen Bränden und Explosionen machten sich die bayerischen Feuerwehrleute am späten Nachmittag schließlich wieder auf den langen Heimweg  durch das westböhmische Grenzland.