Eine beeindruckende Hilfeleistungsbilanz

03.09.2021
Vorletzte Woche erst endete der letzte Einsatz für einige Feuerwehrkräfte in der vom Hochwasser schwer getroffenen Region Ahrweiler.

Damit waren in insgesamt drei Wochen gut 300 Kräfte der Feuerwehren und auch 10 Kräfte des BRK in verschiedenen Schichten im Einsatz. Sie haben dort nicht nur geholfen, sondern auch ein Stück weit Zusammenhalt und Hoffnung vermittelt.

Die heftigen und kaum vorstellbaren Bilder aus den Überschwemmungsgebieten haben sich in viele Köpfe eingebrannt. Aber es ist noch einmal eine ganz andere Liga, als Einsatzkraft vor Ort helfen zu können und gleichzeitig das viele Leid der zig tausend betroffenen mitzubekommen. „Wir hatten aber nie Probleme, nicht genügend Freiwillige für unseren dreiwöchigen Einsatz im Landkreis Ahrweiler zu finden“, bilanziert Kreisbrandrat Michael Stahl. Seine Feuerwehren waren nach der verheerenden Flut am 14./15. Juli 2021 gleich zweimal gefordert worden: Zunächst im Rahmen eines über die Regierung der Oberpfalz angeforderten modifizierten Hilfeleistungsverbandes, welcher mit Kräften und Fahrzeugen als einzelne Hilfeleistungskontingente aus dem Landkreis Cham, Neustadt-Waldnaab/Weiden und Rottal Inn zusammengesetzt war. Dann ab 29. Juli 2021 zusammen mit Kräften aus ganz Bayern für die Ölwehr; dieser Einsatz dauerte dann mehr als zwei Wochen und das Personal wurde dabei insgesamt sechs Mal ausgetauscht, während die Einsatzmittel und die Fahrzeuge größtenteils vor Ort blieben. Ein Reiseunternehmen aus Roding sorgte für den reibungslosen Personaltausch. Während die Feuerwehrkräfte für die Ölwehr komplett am Nürburgring und später in der Gemeinde Grafschaft für die Übernachtungen stationiert waren, hatte es das zunächst entsandte modifizierte Hilfskontingent nicht so einfach, da der abendliche Stützpunkt erst aufgebaut werden musste.

Und deshalb war auch das Chamer BRK mit von der Partie. Das Rote Kreuz stellte mit einem Einsatzfahrzeug nicht nur die Absicherung der Einsatzkräfte sicher, es kümmerte sich gemeinsam mit dem BRK aus Ingolstadt und aus Rottal/Inn um die Verpflegung und Versorgung der Einsatzkräfte am provisorisch errichteten Stützpunkt, dem Flugplatz in Mendig. Gut 50 Kilometer entfernt war dieser Stützpunkt vom eigentlichen Einsatzgebiet. Und in der stillgelegten Kasernenanlage mussten die Chamer Wehren nicht nur eigens Strom, Wasser und Licht aufbauen, auch die Verpflegung war eigenständig sicherzustellen. Die Bereitschaft des BRK nahm dies gemeinsam mit Kräften aus Ingolstadt und Rotal Inn in die Hand. Denn die knapp 200 Helfer des Chamer Kontingents waren hungrig, wenn sie abends aus dem Einsatzgebiet zurückkamen. Mit Feldküchen, Zelten und Biertischgarnituren wurde so eine funktionierende Unterkunft in kürzester Zeit aufgebaut. Das BRK hat hierfür nicht nur die entsprechenden Geräte wie Feldküche & Co, sondern auch motiviertes Personal, das es sogar möglich machte, das warme Essen direkt ins Einsatzgebiet zu liefern und aus dem Auto heraus auszuteilen. Auch andere Kontingente wurden mitverpflegt und wenn einmal hungrige Berliner Polizisten etwas wollten, dann bekamen auch diese eine Mahlzeit. Dem BRK-Katastrophenschutzleiter Tobias Muhr war hier noch ein Aspekt ganz wichtig: „Viele Helfer wollten auch nach langen Stunden der Hilfe nicht zurück in ihre Unterkünfte. Sie hatten ständig das Gefühl, noch mehr leisten zu müssen.“ Gerade deshalb war es auch so wichtig, die vielen Helfer wieder mit Nachdruck aus den Einsatzgebieten zurückzuholen, hinein in eine Umgebung, wo man zumindest ein wenig abschalten kann. Eine gut funktionierende Verpflegung sei hier elementar.

Dass der Landkreis Cham ordentliche Hilfe geleistet hat, zeigen auch die beeindruckenden Zahlen, welche letztlich nur durch den großen ehrenamtlichen Einsatz zustande kamen: Am ersten Kontingent waren 57 Feuerwehren aus dem Landkreis mit 175 Einsatzkräften, 29 Feuerwehrfahrzeugen sowie 10 BRK-Kräften mit drei Fahrzeugen beteiligt, am zweiten Kontingent dann 41 Feuerwehren mit 135 Einsatzkräften und acht Feuerwehrfahrzeugen. Außerdem wurde auch die Psychosoziale Notfallversorgung durch drei Personen sichergestellt. Damit haben sich insgesamt 323 Personen über mehrere Tage an den Einsätzen im Landkreis Ahrweiler beteiligt. Der gesamte Einsatz wurde im Hintergrund von der Kreiseinsatzzentrale sowie einigen Führungskräften der Kreisbrandinspektion und Mitarbeitern des Landratsamtes aus gesteuert und organisiert. Und auch vor Ort gab es immer jede Menge zu organisieren, was ebenfalls von Führungskräften der Kreisbrandinspektion Cham  übernommen wurde; Telefon und Funkgerät waren dabei die wichtigsten Utensilien. Oftmals erfolgte die Abstimmung auch mit weiteren Kontingenten, beispielsweise aus Rottal/Inn oder aber aus Neustadt/Weiden, mit denen man im Verbund sehr gut zusammenarbeitete.

Kreisbrandrat Michael Stahl dankt bei dieser Gelegenheit allen Bürgermeistern, dem Landrat und den Kommunen, die hier bestmögliche Unterstützung gewährt hätten. Auch hat sich nach seiner Ansicht das vor einigen Jahren eingeführte System mit Wechselladern bestens bewährt, denn dadurch konnten die notwendigen Gerätschaften zielgerichtet nach Rheinland-Pfalz transportiert werden.

Und das ist es, was viele Einsatzkräfte von den Einsätzen mitnehmen: Ein riesiger Zusammenhalt und eine riesige Hilfsbereitschaft, egal ob man nun Feuerwehr, Rettungsdienst, THW, Polizei oder Bundeswehr angehört. Alle hatten nur im Sinn, den Menschen ein Stück weit herauszuhelfen aus den Schlammmassen und der schier unendlichen Zerstörung. Dies führte auch dazu, dass einige Vereine im Landkreis Cham zu Spenden für die dortigen Ortschaften aufriefen oder aber Benefizaktionen starteten. Denn die persönlich erlebten Bilder und Situationen haben dazu angestachelt, bestmögliche Hilfe zu leisten. Alle Einsatzkräfte haben aber gleichzeitig eine tiefe Dankbarkeit der dortigen Bevölkerung erfahren und vielfach existieren schon jetzt Ankündigungen, eines Tages in das Ahrtal zurückzukommen, möglicherweise im Rahmen eines Vereinsausfluges. Denn eigentlich ist das Ahrtal bekannt als tolle Weingegend, und nicht als verwüsteter Landstrich, der einem Kriegsgebiet gleich.