Katastrophenschutzübung Flammendes Steindl 2025
Großübung „Waldbrand - Flammendes Steindl“ – Feuerwehren aus ganz Bayern, Niedersachsen und Tschechien im realistischen Großeinsatz
Lohberg, 16.–17. Mai 2025 – Dichte Rauchschwaden über dem Osserwald, hektische Funksprüche, Blaulicht im Minutentakt: Was dramatisch klingt, war Teil einer groß angelegten Katastrophenschutzübung im Landkreis Cham. Zwei Tage lang trainierten Hunderte Einsatzkräfte einen großflächigen Waldbrand – mit allem, was ein solcher Ernstfall an Herausforderungen mit sich bringt: unwegsames Gelände, Winddreher, Versorgungsengpässe und medizinische Notfälle.
Freitag: Lage eskaliert – erste Kräfte im Einsatz
Den Auftakt bildete am Freitagnachmittag die simulierte Meldung eines Wanderers, der südwestlich des Osserwaldes Rauch auf dem Wanderweg entdeckte und schließlich einen Flächenbrand lokalisierte. Die Integrierte Leitstelle Regensburg leitete daraufhin eine Alarmierung der ersten Einsatzkräfte ein. Die ersteintreffenden Kräfte aus Thürnstein und Lohberg erkundeten die Lage und meldeten eine etwa 200 m² große Brandfläche mit sich rasch ausbreitenden Glutnestern. Binnen kürzester Zeit wurde die Einsatzlage hochskaliert: Das Flammende Steindl hat Fahrt aufgenommen.
Unterstützende Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis Cham wurden zur Absicherung, Brandbekämpfung und Wasserversorgung hinzugezogen.
Noch am Freitag wurde die Flugunterstützung vorbereitet: Die Flughelfer aus Cham und Straubing führten ein erstes Briefing mit der Polizei durch. Mobile Tankstellen wurden eingerichtet, Lotsenfahrzeuge standen bereit.
In der Schule Lohberg bezogen bereits am Abend überregionale Einheiten aus Niedersachsen sowie Schlauchwagenzüge aus Main-Spessart Quartier.
Samstag: Großeinsatz mit voller Besetzung
Der Samstagmorgen begann mit Lagebesprechungen und einer vollständigen Einsatzübernahme der geplanten und eingesetzten Züge. Die Übung gliederte sich nun in sechs aktive Einsatzabschnitte mit konkreten Aufgabenverteilungen.
Einsatzabschnitt 1 – Brandstelle Osserwald (Westflanke)
Beteiligt waren u. a. Feuerwehren aus Thürnstein, Lohberg, Zandt, Rimbach, Schafberg, Arnschwang, Grabitz und Stachesried, unterstützt durch den Vegetationsbrandzug 6. Die Löschwasserversorgung erfolgte über eine mehrstufige Förderstrecke von Eggersberg, aufgebaut durch den SW-Zug Roding (Mitterdorf, Altenkreith, Neubäu, Regenpeilstein).
Einsatzabschnitt 2 – Altlohberghütte / Lohberger Steindl
Hier arbeiteten Feuerwehren aus Bad Kötzting, Schorndorf, Balbersdorf, Haderstadl, Atzenzell und Niederrunding, unterstützt von drei tschechischen CAS 9000-Tanklöschfahrzeugen im Pendelverkehr. Die Wasseraufnahme erfolgte aus einem 50 m³ Behälter in Scheiben, versorgt durch die SW-Züge aus Deggendorf (Aholming, Galgweis, Alberting) und SR-Bogen.
Einsatzabschnitt 3 – Wasserförderung Nord
In diesem Abschnitt bauten die Wasserförderzüge aus dem Landkreis Regen eine durchgehende B-Leitung auf. Die Leitung speiste einen großen Sammelbehälter zur Versorgung aller Löschgassen.
Einsatzabschnitt 4 – Arber Talstation
Ab den frühen Morgenstunden arbeiteten hier die Hochleistungspumpenzüge aus Rosenheim, Würzburg-Mitte, Plattling und Seubersdorf an der 7 Kilometer langen Leitung von der Talstation über die Loipe zur Einspeisung ins Netz Scheiben. Die Komplexität dieser Strecke erforderte präzise Abstimmung mit der Abschnittsleitung EA3 und der Einsatzleitung.
Einsatzabschnitt 5 – Scheibenhäusl
Die KBM-Züge 2/2 bis 6/1 mit Feuerwehren aus Orten wie Stamsried, Pösing, Traitsching, Vilzing, Rannersdorf, Loitendorf, Engelshütt, Haibühl, Warzenried, Atzlern und Großaign übernahmen die parallele Verlegung mehrerer B-Leitungen und richteten zwei große Wassergassen ein. Auch die Übergabestellen mit ATVs, Quads und Pumpmodulen wurden durch sie bedient.
Einsatzabschnitt 6 – Sonderlagen / Spotfeuer
Unter Führung von FL Cham 12/1 erkundeten Feuerwehren aus Hetzenbach, Kothmaißling, Gehstorf, Traidersdorf sowie aus Niedersachsen die abgelegenen Flächen rund um Altlohberghütte und Scheiben. Simulierte Spotfeuer wurden gezielt angefahren, gelöscht und kartiert. Der Einsatz erfolgte im Einbahnmodus über Forstwege, die nur mit geländegängigen Fahrzeugen befahrbar waren.
Notfallmedizin und Sonderlagen
Zwei realistische Mayday-Meldungen – jeweils ein verletzter Feuerwehrmann mit Frakturen – forderten die Bergwacht Lam und den Sanitätszug des BRK. Ein drittes Szenario simulierte eine vermisste Wandergruppe mit Rauchvergiftungen – hier kam es zur Alarmierung der SEG Transport 1–5, SEG Behandlung, SEG Betreuung, LNA und OrgL. Die Versorgung erfolgte an eingerichteten Behandlungsstellen u. a. an der Schule Lohberg und am Langlaufparkplatz Scheiben.
Logistik und Einsatzführung
Die gesamte Übung wurde zentral durch die Örtliche Einsatzleitung Lohberg im Dorfstadl gesteuert. Die Versorgung mit Verpflegung und Strom erfolgte über das THW Cham und BRK-Betreuungskräfte. In der Schule Lohberg befanden sich Unterkunft, Verpflegungsstelle und Führungsräume. Alle Züge meldeten ihre Einsatzbereitschaft über Funk und wurden von dort in ihre Abschnitte eingeteilt.
Am Samstagvormittag machte sich Landrat Franz Löffler persönlich vor Ort ein Bild vom Einsatzgeschehen. Bei einem Besuch an der Örtlichen Einsatzleitung im Dorfstadl sowie auf mehreren Bereitstellungsplätzen lobte er die enorme Leistung und Einsatzbereitschaft aller Beteiligten.
„Diese Übung zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Zusammenarbeit, Vorbereitung und Professionalität in Ausnahmesituationen sind. Mein großer Dank gilt allen Einsatzkräften – egal ob aus dem Landkreis Cham, von unseren bayerischen Partnerdiensten oder den nationalen oder internationalen Einheiten aus Niedersachsen und Tschechien. Ihr Engagement für den Schutz unserer Bevölkerung verdient höchsten Respekt.“
Der Besuch des Landrats unterstrich nicht nur die politische Rückendeckung für die ehrenamtlichen Hilfs- und Rettungskräfte, sondern trug auch zur Wertschätzung der vielen Stunden an Planung, Organisation und Durchführung dieser Großübung bei.
Fazit
Die zweitägige Großübung „Waldbrand - Flammendes Steindl“ hat bewiesen, dass der Landkreis Cham auf großflächige Schadenslagen bestens vorbereitet ist. Die überregionale Zusammenarbeit, die internationale Einbindung und die realitätsnahe Übungsgestaltung machten das Szenario besonders wertvoll für alle Beteiligten.