Wenn der Wald brennt ...

06.09.2023
Übung
... ist schnelles Handeln wichtig. Damit die Feuerwehr im Ernstfall weiß, was zu tun ist, hat die Kreisbrandinspektion eine Großübung mit 800 Einsatzkräften am Hohenbogen organisiert.

Personen arbeiten im Wald, eine Forstmaschine fängt dabei Feuer. Rauchschwaden steigen auf. Aufmerksame Bürger verständigen die Leitstelle in Regensburg. „Und dann geht es richtig los“, so schildert Michael Stahl den Beginn der Katastrophenschutzübung vom 7. bis 9. September am Hohenbogen.

Über 40 Flächenbrände im Landkreis Cham in diesem Jahr, 15 davon an einem Tag: Diese Zahlen seien laut Stahl Grund genug für eine großangelegte Übung. Doch das Thema Vegetationsbrandgefahr beschäftigt den Kreisbrandrat nicht erst seit Kurzem: „Es treibt uns schon seit zehn Jahren um und wir erstellen seither ein Konzept dafür.“ Das heißt konkret: Erstens wurde eine interaktive Karte für den gesamten Landkreis erarbeitet, die „taktisch wichtige“ Wege – von der Forststraße bis zum Fußweg – beinhaltet. In einem zweiten Schritt passte man den Fuhrpark an, beschaffte Unimogs mit Waldbrandmodulen und sechs UTV (Utility-Task-Vehicle), um auch in unwegsamem Gelände und höheren Lagen voranzukommen. „Und als dritten Punkt des Konzepts beginnen wir im Herbst massiv mit der Aus- und Fortbildung“, ergänzt Stahl. Um die 30 Termine stehen bereits fest, laut KBR allesamt notwendig: „Ich bin kein Wetterprophet, aber die aktuellen Weiterentwicklungen sind für die Feuerwehr nicht ohne.

“Doch es scheint, als ob die Feuerwehren im Landkreis Cham gute Vorarbeit geleistet hätten. Das stimmt, sagt Stahl, räumt aber ein: „Wir sind da noch nicht am Ziel.“ Deswegen habe er mit der Übung am Hohenbogen – sie trägt übrigens den Titel „Heißer Bogen“ – nicht nur die Intention, die Einsatzkräfte zusammenzubringen und zu schulen, sondern auch das Fachpublikum und die geladene Politprominenz von der Notwendigkeit einer guten technischen Ausstattung zu überzeugen: „Man soll sehen, was Kommunen und der Landkreis bereits geleistet haben. Es ist viel passiert, aber wir müssen eben auch dranbleiben.“

Das konkrete Übungsszenario beginnt am 8. September gegen 15 Uhr. Die Rettungskräfte werden die ersten Maßnahmen einleiten, dann aber bricht die Nacht herein: „Wir werden das Feuer am ersten Tag nicht unter Kontrolle bringen“, erklärt Stahl den Plan. Mehr wissen die Teilnehmer noch nicht – erst vor Ort erfahren sie, wie der Wind weht und wo dann Wasserleitungen zu legen sind. „Bleibt es bei einem Bodenbrand? Könnte sogar ein Wipfelbrand entstehen? Woher kann man überörtliche Kräfte binden, ohne die Einsatzfähigkeit in den Gemeinden zu schwächen? Das sind Fragen, die relevant sein werden“, informiert Stahl, der bereits 2018 die Großübung „Roter Eber“ in Chamerau mit 2.500 Kräften geleitet hat.

Die damals gewonnenen Erfahrungen sind wohl auch ein Grund für die aktuelle Waldbrand-Simulation: „Ich habe auf einer Tagung Norbert Süß, den Kreisbrandrat von Freyung-Grafenau, getroffen“, berichtet Stahl, „er hat mich gefragt, ob wir ihm in Sachen Übung nicht helfen könnten.“ Natürlich tun sie das – und so werden nicht nur Einsatzkräfte aus rund 70 hiesigen Wehren und der aus Pilsen ausrücken, sondern auch 150 Einsatzkräfte aus Freyung-Grafenau und 50 aus dem Landkreis Main-Spessart.

 

Appell an die Bürger: Es gibt Bereiche, die tabu sind!

Wo genau findet die Katastrophenschutzübung eigentlich statt? Am Drachensee wird Wasser entnommen, in Eschlkam und Neukirchen komme es in einigen Straßen zu Sperrungen oder aufgrund von Schlauchbrücken zu Behinderungen, die Wasserabwurfstellen sind von Donnerstag bis Samstag das St. Antoniholz sowie der Bereich zwischen Eckstein, Pürzerriegel und Ahornriegel. Das Areal ist dann für Wanderer tabu, lautet Stahls Appell. „Hilft nix, wir müssen üben“, rechtfertigt er. Schwammerlsucher bräuchten also Ausweichplätze und Waldbesitzer müssten eine Arbeitspause einlegen.

 

Bundeswehr, Flughelfer, DLRG und Bergwacht in Aktion

Das Drehbuch zur Übung „Heißer Bogen“ umfasst 27 Seiten. Der Plot müsse geheim bleiben, doch immerhin verrät der Kreisbrandrat, welcher Fuhrpark auf die Schaulustigen wartet – Gaffen ist nämlich ausnahmsweise erlaubt.

Zuschauer können an der Talstation der Hohenbogenbahn vorbeikommen, hier sind Infostände aufgebaut. Außerdem stehen Parkplätze im Bereich Untere und Obere Au in Neukirchen b. Hl. Blut zur Verfügung. Die Seilbahn und die Berggasthäuser bleiben von der Übung unberührt.

Während die Einsatzleitung der Feuerwehr im Neukirchner Feuerwehrhaus Stellung bezieht, sind auch Polizei, Rettungsdienst, Forstvertreter sowie Aktive der DLRG, Bergwacht, Flughelfer und Bundeswehr im Einsatz. Letztere wird bereits am Donnerstag, 7. September, mit dem Transporthubschrauber CH-53 vor Ort sein. Die Wasserentnahmen erfolgen am Staubecken der Hohenbogenbahn und am Further Drachensee. Hierbei spielten die tschechischen Einsatzkräfte eine große Rolle, denn ihre Tanklöschfahrzeuge haben mit 9.000 Litern deutlich mehr Fassungsvermögen als unsere.

Geplant sei, sieben Wassergassen zu legen, um einen Ringschluss um den Waldbrand herum zu schaffen. „Ich bin gespannt, ob uns diese Reihen-Schaltung glückt“, verweist der Kreisbrandrat auf eine der Herausforderungen dieser Übung.

Wie Stahl betont, möchte er auch die Kommunikation mit den Helfern aus dem Nachbarland in den Fokus setzen: „Die Suchaktion ‚Julia’ hat gezeigt, dass bei Einsätzen solch großer Dimension die Führung strukturiert werden muss.“ Drei tschechische Führungsoffiziere würden deshalb die Einsastzleitung im Neukirchner Feuerwehrhaus verstärken.

 

Zuschauer sind willkommen

Los geht es am 8. September gegen 15 Uhr und am 9. September gegen 10 Uhr. Die Flughelfer (dabei sind unter anderem ein Aufklärungshubschrauber der Luftrettungsstaffel, ein Lastenflieger eines Privatbetreibers, ein Hubschrauber aus Sachsen und die Feuerwehrschule Würzburg) werden am Samstag bis zirka 16 Uhr zu sehen sein.

 

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