MERO-Übung zwischen Rettenbach und Schorndorf

24.08.2019
Am Samstag, 24. August 2019 fand für ca. 220 Einsatzkräfte im Abschnitt B14 der Mitteleuropäischen Rohölleitung (MERO) zwischen den Schieberstationen LV 14 bei Rettenbach und LV 15 bei Neuhaus eine Ölwehr-Vollübung statt.

344 Kilometer beträgt die Länge der Mitteleuropäischen Rohölleitung (MERO), die vom Tanklager Vohburg an der Donau über Waidhaus bis zum zentralen tschechischen Rohöl-Tanklager Nelahozeves bei Prag führt. Davon liegen 179 Kilometer im Freistaat Bayern und wiederum ungefähr 56 Kilometer im Landkreis Cham. In Aumbach bei Rettenbach tritt die Leitung in den Chamer Kreis ein und verläuft über Falkenstein, Schorndorf, Pösing, Stamsried und Rötz – und verlässt den Landkreis Richtung Oberviechtach. Die Gesamtstrecke ist durch 54 Schieberstationen in verschließbare Abschnitte eingeteilt, wovon sieben dieser davon im Landkreis Cham sind. Einer der längsten Schieberabschnitte ist zwischen Rettenbach und Neuhaus. Jährlich werden ca. 10 Millionen Tonnen Rohöl transportiert mit einem Betriebsdruck zwischen 20 und 65 bar.

Das Leckerkennungssystem in der Leitzentrale der MERO in Vohburg signalisierte am frühen Samstag ein Leck im Abschnitt B14. Die Leitzentrale ging dabei unverzüglich gemäß Ölalarm und Einsatzplan vor. Sie alarmierte die zuständige Integrierte Leitstelle (ILS) Regensburg. Diese löste um 8 Uhr Ölalarm gemäß Katastrophenschutz-Sonderplan MERO für die Strecke B14 aus. Damit die Katastrophenschutzkräfte ihre Aufgaben wahrnehmen können, hat MERO entlang der Leitungstrasse insgesamt 100 Ölsperren, davon 27 im Landkreis Cham, in allen Fließgewässern, die von der Fernleitung gequert werden, eingerichtet und mit dem notwendigen Material versehen. Weiteres MERO-eigenes Ölwehr-Material lagert bei verschiedenen Feuerwehren.

19 Feuerwehren beteiligten sich mit rund 220 Einsatzkräften an der Katastrophenschutz-Übung: Rettenbach, Ebersroith, Arrach (bei Falkenstein), Falkenstein, Völling, Michelsneukirchen, Atzenzell, Wald, Obergoßzell, Neuhaus, Haag, Schorndorf, Obertraubenbach, Roding, Cham, Sattelbogen, Höhhof, Furth im Wald und Rötz. Im Ernstfall werden zusätzlich Einsatzkräfte aus Regenstauf alarmiert. Als Örtlicher Einsatzleiter (ÖEL) fungierte Kreisbrandinspektor Marco Greil, unterstützt durch die UG-ÖEL Kräfte aus Loibling/Katzbach und Arrach (bei Lam). Die Einsatzleitung war in Michelsneukirchen stationiert, da sich die Gemeinde ungefähr in der Mitte dieses Streckenabschnitts befindet. Im Feuerwehrhaus in Rettenbach wurde eine Sammelstelle eingerichtet. Die Feuerwehren Ebersroith, Falkenstein, Arrach, Völling, Michelsneukirchen und Atzenzell gingen auf Leck-Suche.

In Rettenbach wurde eine von insgesamt elf Ölsperren aufgebaut, auch am Stausee in Rettenbach kam eine große Ölsperre zum Einsatz. Die Feuerwehren Rettenbach und Falkenstein zogen die Ölsperre mit Hilfe eines Schlauchbootes an das gegenüberliegende Ufer. Kreisbrandrat Michael Stahl, Christoph Paul vom Zivil- und Katastrophenschutz des Landkreises, Stellvertretender Landrat Markus Müller und Thomas Weitzel von der Abteilung Sicherheit, Gesundheitsschutz und Managementsysteme von MERO inspizierten zusammen mit Herrn Motschenbacher (Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration), Herrn Iberer (Fachberater für Brand- und Katastrophenschutz an der Regierung der Oberpfalz) und Herrn Härtl vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg die verschiedenen Stationen. In Knöbling (Gemeinde Schorndorf) war ein Großaufgebot der verschiedenen Wehren, dort war das mutmaßliche Leck in der Leitung. „Um den zeitlichen Rahmen der Übung nicht zu sprengen, begannen die Wehren, sobald sie nach der Alarmierung in Knöbling eintrafen, mit dem Aufbau“, erklärte Paul. Im Ernstfall stehe alles, was in Knöbling aufgebaut wurde, dort wo das Leck gefunden wird.

Im Knöblinger Bach war ein Skimmer im Einsatz, der den größten Teil des Öl-Wasser-Gemisches (200 Liter in der Minute) wegpumpen kann. Zudem war eine Dammbalken-Sperre im Bach angebracht. Um weitere, feine Öl-Restbestände noch aus dem Wasser zu bekommen, kam auch der „Mopmatic-Wringer „zum Einsatz. Dieses Gerät nimmt mit seinem Spezialvlies das Öl auf und sammelt es in einem dafür vorgesehenen Behälter.

Drei Becken waren bei dem Ölaufnahme- und -entsorgungsplatz aufgebaut – ein sehr großes und zwei etwas kleinere. In das größere wird im Ernstfall das Öl-Wasser-Gemisch geleitet, ein weiterer, noch größerer Skimmer sorgt dafür, dass das Becken nicht zu schnell voll läuft und trennt das Öl vom Wasser. Das Öl wird in das dafür vorgesehene Becken geleitet und zur Entsorgung bereitgestellt. Das Wasser kommt zurück in den Bach – hinter die Ölsperre. „Der Aufbau dieser Becken ist sehr zeitintensiv“, erklärte Christoph Paul. Wichtig bei dem großen Becken für das Öl-Wasser-Gemisch sei, dass es auf einer ebenen Fläche steht, sonst funktioniere die Trennung von Öl und Wasser mit dem Skimmer nicht richtig. Wobei sich die Einsatzkräfte sicher waren, sollte ein Ernstfall eintreten, werden womöglich örtliche Baufirmen oder die Entsorger, mit denen MERO zusammenarbeite, das nötige Material für einen geraden Untergrund für das Becken bereitstellen.

Nachdem alle Einheiten den Vollzug ihrer Aufgaben gemeldet hatten und die Ölsperren durch Feuerwehrführung und MERO besichtigt worden waren, konnte die Übung beendet werden. Neben dem Einsatz der Katastrophenschutz-Einheiten überprüfte MERO die Zusammenarbeit mit der Einsatzleitung und die eigenen internen Kommunikationswege.

Großes Lob ernteten die aktiven Feuerwehrfrauen und -männer an diesem Samstag von den Verantwortlichen. Sie bescheinigten schnelles und umsichtiges Handeln, fachkompetentes Wissen und effektives sowie kameradschaftliches Zusammenarbeiten untereinander. So konnte bei der Abschlussbesprechung in Michelsneukirchen, welches strategisch der optimale Standort für die überörtliche Einsatzleitung war, ein sehr gutes Resümee gezogen werden.

Im Gerätehaus der Feuerwehr Michelsneukirchen wurde das Szenario mit den einzelnen Abschnittsführern und jeweiligen Kommandanten oder Gruppenführern sowie Sondereinheiten durchgesprochen. Hier ging man auf eventuell entstandene Probleme ein. Kreisbrandrat Michael Stahl und alle weiteren Beteiligten von Staat und Behörden dankten den Übenden. In ihren Grußworten ließen sie alle Beteiligten wissen, dass es von großer Bedeutung sei, immer wieder zu üben, die Gerätschaften zu testen um diese gegebenenfalls zu erneuern, und dass jeder Feuerwehrmann und jede Feuerwehrfrau elementar von Bedeutung sei, mit all ihren Ressourcen und Fähigkeiten. Dieses hochmotivierte Arbeiten, wo jeder einzelne weiß, was er zu tun hat, ließe die Verantwortlichen in Ministerium, Katastrophenschutz, MERO und Landkreis erkennen, dass vor Ort im Ernstfall alle Strukturen ausgezeichnet, schnell und effektiv zusammenarbeiten.

 

Quellen:
Text: Chamer Zeitung und Mittelbayerische Zeitung
Bilder: LRA Cham, Webteam Bad Kötzting