Gefahrgutübung in Waldmünchen

29.07.2017
Zusammenarbeit von Spezialeinheiten funktioniert

Ein Großaufgebot an Einsatzkräften erprobte am 29. Juli 2017 ein Szenario, welches sowohl den Feuerwehren als auch dem Rettungsdienst so einiges abverlangte: Auf dem Gelände der ehemaligen Firma „Rational“ in Waldmünchen wurde ein Verladeunfall mit dem Austritt von chemischen Stoffen sowie mit mehreren Verletzten angenommen. Dies erforderte diverse Spezialeinheiten aus dem ganzen Landkreis, gleichzeitig war es Endpunkt eines Lehrgangs der Inspektionsbereiches Waldmünchen für den Umgang mit gefährlichen Gütern.

Diverse Einsätze im Landkreis Cham, darunter ein Lastwagenunfall erst vor einigen Wochen oder ein Chlorgasunfall in Waldmünchen Anfang Juni, zeigen, dass das angenommene Übungsszenario alles andere als realitätsfern war. Deshalb beüben die Spezialeinheiten des Landkreises regelmäßig chemische Unfälle mit mehreren Verletzten. In diesem Jahr fand die Übung im KBI-Bereich Waldmünchen auf dem Gelände der ehemaligen Firma „Rational“ statt. In den leeren Werkshallen konnte ein realistischer Verladeunfall simuliert werden. Die Gesamtkoordination für die aufwändige Übung oblag Bernd Hatzinger aus dem Inspektionsbereich Bad Kötzting. Beim Abladen von Gefahrgutbehältern aus einem LKW wurde das Umkippen eines Behälters zusammen mit weiteren kleineren Behältnissen angenommen. Bernd Hatzinger beschriftete im Vorfeld die Behälter mit den entsprechenden Gefahrgutnummern und erstellte überdies die „Frachtpapiere“. Als chemische Stoffe wurden ein Rohrreiniger sowie ein Melkmaschinenreiniger sowie ein entzündbarer Stoff angedacht. Unter bestimmte Umständen reagieren zwei dieser Stoffe aufeinander, wenn sie vermischt werden.
Pünktlich um 9 Uhr setzte Kreisbrandinspektor Norbert Auerbeck die eingesetzten Wehren in Bewegung, darunter auch viele Spezialeinheiten aus dem Landkreis Cham. Die Übung wurde von den Kreisbrandmeistern Andreas Bierl, Michael Sturm und Christian Bauer begleitet. Auch Bürgermeister Markus Ackermann, Kreisbrandrat Michael Stahl und Rettungsdienstleiter Michael Daiminger verfolgten die einzelnen Arbeiten. Als erstes traf naturgemäß die Feuerwehr Waldmünchen am Übungsgelände ein und erkundete mit den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen die Einsatzstelle. Für erste Versorgungsmaßnahmen wurde eine „Not-Dekon“ aufgebaut, um die chemischen Substanzen nicht weiter zu verschleppen. Außerdem sperrten die Waldmünchner das Gelände weiträumig ab. Insgesamt zehn Verletzte wurden bei dem Unfall angenommen. Von diesen klagten sieben Personen über starke Reizungen der Atemwege, einer war nicht mehr gehfähig, zwei waren bewusstlos. Schnellstmöglich wurden von Atemschutzgeräteträgern die Verletzten aus der Gefahrenzone verbracht, teils mit Rettungstüchern, teils mit Tragen. Die Verletzten wurden an die Absperrgrenze gebracht, wo sie Spezialkräfte des Rettungsdienstes in Empfang nahmen. Diese bauten ein eigenes Zelt auf, um Verletzte zu dekontaminieren. Die Verletzten wurden entkleidet, nach der Schwere der Verletzung kategorisiert und sodann in das Zelt für die Dekontamination verbracht. Nach der Rettung der Menschen entschleunigte sich der Einsatzablauf, auch weil die weiteren Maßnahmen durch zahlreiche Träger von Chemieschutzanzügen abgearbeitet werden mussten und die Entfernung der ausgelaufenen Stoffe nicht mehr zeitkritisch war. Immer mehr Spezialeinheiten trafen ein und der ABC-Zug der Feuerwehr Cham baute seine Gerätschaften auf dem Werksgelände auf. Im Falle von vielen Verletzten können diese über eine Art Waschstraße zügig dekontaminiert werden. Auch hier wurden weitere Zelte aufgebaut. Die Einsatzleitung wurde unterstützt durch die Unterstützungsgruppe aus Loibling-Katzbach, welche das Einsatzgeschehen dokumentierte und wichtige Informationen über die chemischen Stoffe liefern konnte. Aus dem Kötztinger Bereich unterstützte die dortige Gefahrguteinheit mit weiteren Trägern von Chemieschutzanzügen. Und von der Feuerwehr Furth im Wald war der Gerätewagen Atemschutz vor Ort, da bei einem derartigen Szenario viele Atemschutzgeräte gebraucht werden. Für die Wasserversorgung zeichneten sich die Ortswehren aus dem Stadtgebiet von Waldmünchen verantwortlich, schließlich wird das Wasser sowohl für den Brandschutz als auch die Reinigung von dekontaminierten Personen gebraucht. Für den Übergang an der Perlseestraße wurde eine Schlauchbrücke aufgebaut.

Gegen 12 Uhr konnte nach gut drei Stunden die Übung beendet werden. Noch vor Ort wurde die aufwändige Übung besprochen. Für Bernd Hatzinger gab es noch diverse Sachen, die verbessert werden konnten, was aber bei einem Einsatz dieser Größenordnung nicht ungewöhnlich sei. Gleichzeitig aber lobte er die Zusammenarbeit der Einheiten. Er erklärte den über 100 Einsatzkräften noch einmal die Ausgangslage und ging kurz auf die Eigenschaften der angenommenen chemischen Stoffe ein. Für Rettungsdienst-Einsatzleiter Tobias Muhr war es eine „sehr lehrreiche Übung“, er zollte seinen Respekt allen Trägern von Schutzanzügen bei der Hitze. „Einerseits war es eine ABC-Übung, andererseits aber auch eine große Dekontaminationsübung“, resümierte er. Er appellierte, die „Not-Dekon“ künftig weniger zentral aufzubauen, damit nachrückende Einsatzkräfte noch genügend Platz haben. Günter Fink als Zugführer des ABC-Zuges sprach davon, dass die Übung sehr zeitaufwändig war und überdies ein großer Platzbedarf entsteht. Einsatzleiter und Kommandant Stefan Nachtmann dankte für das gute Miteinander und bilanzierte, dass man viele Erfahrungen mitnehmen könne. Zu guter Letzt bedankte sich KBI Norbert Auerbeck für das gute Zusammenwirken und lud zu einer Brotzeit im Gerätehaus Waldmünchen ein.

Diese Einheiten beteiligten sich an der Übung:
Feuerwehren Ast, Hocha, Prosdorf, Waldmünchen, Arrach, Blaibach, Cham, Furth im Wald, Miltach, Rettungsdienst mit den BRK-Schnelleinsatzgruppen „Behandlung“ sowie „Gefährliche Stoffe und Güter“. Die Statisten für Verletzte stellte das BRK.

(Bericht von Benjamin Schlegl von der FF Waldmünchen)