Feuerwehren mit Masken

24.05.2020
Einsatzkräfte rücken mit Mundschutz aus – Übungen sind ab Pfingsten wieder erlaubt

Helfen in Zeiten der Pandemie ist nicht so einfach. Das weiß Kreisbrandrat Michael Stahl nur zu gut. Plötzlich müssen für 10.000 Feuerwehreinsatzkräfte Schutzmasken besorgt werden, braucht es neue Handlungsanweisungen für den Einsatz und neue Strukturen für Lehrgänge. In Sachen Übungen soll es nach Pfingsten wieder losgehen – nach acht Wochen Pause. „Wir haben nichts verlernt“, stellt der KBR selbstbewusst fest, „doch jetzt ist es an der Zeit, die Feuerwehren wieder aus dem Covid-Schlaf zu wecken.“ Der Kreisfeuerwehrverband hat dazu einen Drei-Stufen-Plan entwickelt, der die vorsichtige Wiederaufnahme der Übungen in Kleingruppen vorsieht.

Gerade einmal sechs Mann dürfen ab Juni wieder gemeinsam üben. „Am besten werden die Gruppen schon im Vorfeld zusammengestellt“, rät Stahl den Kommandanten. Die Einteilung vorab bringt zwar einen organisatorischen Mehraufwand mit sich, doch in Corona-Zeiten kann eben kein Kommandant einfach 30 Mann unkoordiniert zum Übungsabend antreten lassen.

Und noch eine Bitte hat der KBR: „Immer dieselbe Gruppe zusammenstellen. Wenn doch ein Covid-Fall auftreten sollte, dann gibt es nur diese fünf Kontaktpersonen.“

Auch bei der Feuerwehr gab es schon Covid-19-Fälle

Für Stahl ist es ein Horrorszenario, würde sich innerhalb der Feuerwehr der Virus verbreiten. Gerade, wenn es eine große Feuerwehr treffen und diese unter Quarantäne gestellt würde, müssten zigfach Alarmpläne umgeschrieben werden. Bislang sind die 190 Feuerwehren im Landkreis noch weitgehend verschont geblieben. „Wir haben einige Feuerwehrführungskräfte, Kommandanten und auch Mitglieder, die die Krankheit bereits durchgemacht und auch gut überstanden haben“, berichtet Stahl. Die Einsatzbereitschaft der Truppe war jedoch nie in Gefahr.

Und so soll es auch bleiben. Daher haben Stahl und seine Kollegen ganz genaue Vorgaben ausgearbeitet, wie bei Einsätzen zu verfahren ist. „Im Grunde gelten die üblichen Corona-Regeln“, betont der KBR. Doch das Abstandhalten ist für einen Feuerwehrler im Einsatz gar nicht so leicht umzusetzen. Das beginnt schon im Fahrzeug, wenn sieben, acht Mann Schulter an Schulter sitzen. „Wir haben dafür eigens Schutzmasken angeschafft. Zwei Stück je Sitzplatz“, rechnet Stahl vor. Nachdem die Einsatzfahrzeuge aller Wehren im Landkreis 2.400 Plätze bieten, hat der Verband stattliche 4.800 Stück gekauft und an die Wehren verteilt.

Bislang sind es zwar „nur“ die sogenannten Community-Masken – also die Modelle Marke Eigenbau –, doch sukzessive sind die FFP2-Schutzmasken wieder auf dem Markt verfügbar. Auch da möchte Stahl noch mal nachkaufen. „Das war vielerorts anfangs ein echtes Problem“, blickt er auf die ersten Wochen der Pandemie zurück, „entweder die Kommunen konnten gar keine Masken mehr für ihre Feuerwehren kaufen oder die verfügbaren Materialien waren völlig überteuert. Da wurden für Cent-Artikel plötzlich Euro-Preise aufgerufen.“ Doch ganz offenbar beruhigt sich die Lage nun langsam.

Neben den Masken gehören längst auch Desinfektionsmittel, Einweghandschuhe sowie Schutzbrillen zur Standardausrüstung am Unfallort, wie Stahl aufzählt.

Retten auf Abstand? Geht nicht!

Brauchen können die Wehrmänner den Schutz auf jeden Fall. Denn sie sind oft genug die Ersten am Einsatzort. Und wenn sie sich dann um einen eingeklemmten Fahrer in seinem demolierten Auto kümmern, können sie das nicht mit 1,50 Meter Abstand machen.

Mit ausreichend Sicherheitsabstand sollen über kurz oder lang auch die Lehrgänge wieder anlaufen. In den vergangenen Wochen hatte der Kreisfeuerwehrverband sämtliche Termine bis Ende August abgesagt. „Wir wollen wieder starten“, versichert Stahl, der den Verband als „Impulsgeber in der Ausbildung“ sieht. Doch es werden andere Lehrgänge sein, die die Feuerwehrler künftig besuchen können. Kleine Schulungen in Zugstärke schweben dem KBR vor, maximal 15 Teilnehmer in einem Unterrichtsraum.

Nach den Pfingstferien sollen zudem Leistungsprüfungen wieder möglich sein. „Das müsste organisierbar sein“, überlegt der oberste Feuerwehrmann. Denn die Prüfungsgruppen sind von jeher überschaubar.

Noch keine Lösung ist in Sachen Vereinsleben in Sicht. Keine Jahresversammlung, keine Neuwahl, nichts. Der Kreisverband selbst hat seine Jahresversammlung Ende April auf unbestimmte Zeit vertagt. Die wichtige Satzungsänderung, die es dringend zu beschließen galt, bekamen die 500 Delegierten mit der Post zugeschickt und konnten per Briefwahl abstimmen.

 

Quelle:
Chamer Zeitung