Feuerwehren besuchen Kollegen in Pilsen

26.03.2019
Am Dienstag wurden die Führungskräfte der grenznahen Feuerwehren für einen ganzen Tag nach Pilsen eingeladen, um dort aktuelle Probleme und Herausforderungen zu besprechen und um der dortigen Leistelle einen Besuch abzustatten.

Dabei wurde deutlich, dass unterhalb der Katastrophenschwelle viele Gemeinsamkeiten bei der Einsatzführung bestehen. Durch verschiedene Vereinbarungen auf Länderebene und kommunaler Ebene können die Feuerwehren im Grenzgebiet mittlerweile nicht nur bei Übungen, sondern auch im Ernstfall zusammenarbeiten. Das Netz an Feuerwehren basiert auch in Tschechien auf freiwilligen und beruflichen Feuerwehren. Jedoch gibt es sehr viel mehr Berufsfeuerwehren und sehr viel weniger freiwillige Feuerwehren.

Die Region Pilsen ist eine große organisatorische Einheit für alle Feuerwehren. Somit haben auch alle grenznahen Feuerwehren aus dem Landkreis Cham mit Feuerwehren aus dieser organisatorischen Einheit zu tun. Der oberste Chef dieser Einheit ist Direktor Frantisek Pavlas. Dieser war bei dem Treffen zwar nicht anwesend, dafür ein Großteil der Kommandanten der insgesamt 14 Berufsfeuerwehren in der Region Pilsen. Jirí Bártek, der stellvertretende Direktor begrüßte die gut 25 Führungskräfte aus dem Landkreis Cham vor dem Hauptgebäude in Pilsen. Ziel des Treffens war eine gemeinsame Besprechung zum Thema grenzüberschreitende Einsätze sowie eine Vorstellung der tschechischen Führungsstrukturen bei kleineren und bei überörtlichen Schadenslagen. Zwei tschechische Feuerwehrmänner fungierten als Übersetzer.

Kreisbrandrat Michael Stahl dankte gleich zu Beginn für die Einladung und die Möglichkeit einer gemeinsamen Besprechung. Anschließend stellte Ing. Jirí Bártek die Strukturen der Feuerwehren in der Region Pilsen sowie die Zahlen zur dortigen Leitstelle vor: „Es gab im vergangenen Jahr über 8.000 Einsätze für die Feuerwehren in der Region Pilsen. Die Leitstelle hat insgesamt mehr als 15.000 Notrufe entgegengenommen und abgearbeitet.“ Es wurde sehr schnell deutlich, dass die Verantwortlichkeiten im Einsatzfall rechtlich ähnlich aufgebaut sind wie in Bayern. So ist auch in Tschechien der am Schadensort örtliche Kommandant grundsätzlich der Einsatzleiter. Die Führung kann bei Bedarf durch überörtliche Führungskräfte übernommen werden. In der PowerPoint-Präsentation zeigte Jirí Bártek auch die Führungsstrukturen bei sehr großen Einsatzlagen aus. Bei Katastrophenfällen haben die tschechischen Feuerwehren ihre Führung dann jedoch anders organisiert, weshalb es gut ist, über diese Strukturen Bescheid zu wissen, damit eine Kommunikation und eine Zusammenarbeit möglich werden können. Bei der Alarmierung und der Übermittlung grenzüberschreitender Einsätze sahen KBR Michael Stahl und Ing. Jirí Bártek noch Optimierungsbedarf, wenngleich vergangene gemeinsame Einsätze schon gut funktionierten. Anschließend stellte Bernd Hatzinger den tschechischen Führungskräften das virtuelle Trainingsprogramm für alle möglichen Einsatzlagen vor, so wie es derzeit in der Katastropheneinsatzzentrale in Cham verwendet wird.

Währenddessen bekamen die deutschen Feuerwehrler einen Rundgang durch die nahegelegene Leitstelle, in welcher alle Feuerwehreinsätze koordiniert werden. Im Gegensatz zu Bayern werden nur Feuerwehreinsätze koordiniert, nicht Rettungsdiensteinsätze. Für diese werden eigene Leitstellen vorgehalten. Allerdings sind die Leitstellen untereinander bestens vernetzt, sodass Notrufe und Einsatzmeldungen problemlos übermittelt werden können. Acht Bedienstete arbeiten in einer Schicht und koordinieren die gesamten Einsätze in der Region Pilsen. Der Leiter der Leitstelle simulierte einen Notruf und zeigte die einzelnen Schritte der Abarbeitung auf. Anschließend konnten die Führungskräfte auch sehen, welche deutschen Feuerwehren bei einem grenznahen Einsatz vom Einsatzsystem vorgeschlagen werden. Mittags ging es für die Gruppe weiter zum größten Feuerwehrstandort in der Region Pilsen, der Berufsfeuerwache im Osten von Pilsen im Stadtteil Košutka. Dort demonstrierte der dortige Kommandant die Einsatzfahrzeuge und das Gebäude, welches im Jahr 2004 errichtet worden ist. Alle beruflichen Feuerwehrmänner sind dort im Dienst zu täglich zwei Stunden Sport und drei Stunden Aus-/Fortbildung verpflichtet.

Am Ende bedankte sich KBR Michael Stahl für die Einladung verbunden mit dem Wunsch, sich weiterhin noch besser kennenzulernen. Mit einem Essen auf dem Gelände der Pilsner-Brauerei endete das Treffen.