Ei­ne In­ves­ti­ti­on in die Si­cher­heit al­ler Bür­ger

21.11.2017
Land­rat nimmt neue Trai­nings­an­la­ge für die „Speer­spit­zen der Feu­er­wehr“ in Be­trieb.

 

Knapp 30 Minuten dauert es, dann sind die Belastungstests auf Laufbändern und an Endlosleitern, die Hürden in dem dunklen Labyrinth aus Kriechgängen und Rohren überstanden. 30 Minuten, die von Feuerwehrleuten mit Atemschutzgeräten alles abverlangen. Und das ist auch wichtig, denn nur so können sie die zunehmend herausfordernden Aufgaben im ehrenamtlichen Feuerwehreinsatz bewältigen. Aus diesem Grund sprach Landrat Franz Löffler am Dienstagnachmittag auch von einer Investition in die Sicherheit nicht nur der Feuerwehrleute, sondern aller Bürger im Landkreis Cham, als er im Untergeschoss des Rettungszentrums an der Eschlkamer Straße die neue Atemschutz-Übungsstrecke des Landkreises Cham offiziell in Betrieb nahm.

 

Nur zwölf Prozent AT-Träger

790.000 Euro hat der Landkreis Cham zum Bau und in die Ausstattung beigesteuert, um die alte Übungsanlage aus dem Jahr 1981 und die Pflegestelle zu ersetzen. Denn die Ausbildung der Atemschutz-Geräteträger ist eine Kreisaufgabe, die personell von der Further Feuerwehr ehrenamtlich übernommen wird. „Dass sie sich dieser Aufgabe seit 36 Jahren widmet, dafür bin ich außerordentlich dankbar“, so Löffler. Dadurch erfahre jeder Bürger bei einem Brand „Einsatzqualität auf höchstem Niveau, wenn es wirklich brenzlig wird“. Denn Atemschutz-Geräteträger gehen ins Feuer. „Wer das nicht übt, kann im Ernstfall das nicht leisten, was er leisten muss“, weiß er. Von den rund 12000 aktiven Feuerwehrangehörigen im Landkreis seien nur 1.429 Atemschutz-Geräteträger. Ihnen zollte er größten Respekt.

Sein Dank galt aber auch der Feuerwehr Furth im Wald, die nicht nur die Ausbildung koordiniert, sondern auch die Pflegestelle betreibt und zu großen Brandeinsätzen den Gerätewagen Atemschutz schickt, um die Feuerwehren mit Luftflaschen und Masken ausreichend zu versorgen. „Ich danke allen, die daran beteiligt sind, sehr“, so Löffler, der darin einen wichtigen Mosaikstein sieht, um „den Menschen größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten“.

Ähnlich sieht dies Bürgermeister Bauer. Diese Feuerwehrleute seien „die Speerspitzen, denn sie gehen in Gebäude, um zu retten, was noch zu retten ist. Ich habe höchsten Respekt davor!“ Er nutzte die Gelegenheit, um die Bedeutung des Ehrenamtes gerade in Rettungsorganisationen zu unterstreichen: „Wenn bei einem Fußballspiel die Spieler nicht ausreichen, kann man das Spiel absagen. Einen Einsatz kann man nicht absagen. Das Anspruchsdenken ist hier ein anderes.“ Er dankte dem Landkreis für die Unterstützung und wünschte allen „Atemschützern“, dass sie immer unbeschadet von ihren Einsätzen nach Hause kommen.

 

Sie entscheiden über Erfolg

Dass der Landkreis Cham mit dieser neuen Übungsanlage eine Vorreiterrolle einnimmt, unterstrich Kreisbrandrat Michael Stahl. Ausbildung auf hohem Niveau sei notwendig, denn heutzutage gebe es so gut wie keinen Brand, bei dem nicht auch Atemschutz-Geräteträger zum Einsatz kämen. „Sie entscheiden oft, ob ein Einsatz gut oder weniger gut ausgeht. Die, die drin sind (im brennenden Gebäude), sind die Wichtigsten“, ließ er keinen Zweifel an der Bedeutung der „Angriffstrupps unter Atemschutz“, wie es im Fachjargon heißt. Um dies gewährleisten zu können, bedürfe es einer guten Ausbildung, einer guten Fitness und auch dieser Übungsstrecke. Er nutzte den Anlass, um der FFW Stadt Furth im Wald seinen Dank auszusprechen: „Das Thema Atemschutz hat sich in 36 Jahren bei der Feuerwehr Furth im Wald mehr als bewährt und ist von ihr im Landkreis nicht mehr wegzudenken.“

Das hörte natürlich ein Mann besonders gern: Christian Scheuer, Kommandant der Further Wehr sowie zugleich Kreisbrandmeister für den Fachbereich Atemschutz/Gefahrgut. Er zeigte kurz auf, wie sich die Thematik „Atemschutz“ in den vergangenen rund vier Jahrzehnten im Landkreis entwickelt hat, und dankte den Wegbegleitern hin zu diesem Rettungszentrum, in dem auch die neue Übungsstrecke untergebracht ist. Neben dem einstigen Kreisbrandrat Weber lobte er besonders Landrat Löffler, dem er Mut und Entschlossenheit in einer wichtigen Phase des Entscheidungsprozesses bescheinigte. Und auch seinen eigenen Leuten, die über 36 Jahre Garanten für eine hochwertige und beständige Ausbildung seien, dankte er: „Das ist eine tolle Leistung!“

 

Das A­tem­schutz-Zen­trum

Seit dem 1. April 1983 findet die Ausbildung der Atemschutz-Geräteträger im Landkreis Cham bei der Feuerwehr Stadt Furth im Wald statt. Die entsprechende Legitimation erfolgte durch das Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz. Seitdem finden jährlich im Schnitt drei bis sechs zweiwöchige Lehrgänge statt, bei denen jeweils zwischen 20 und 40 Atemschutz-Geräteträger ausgebildet werden. In den drei Jahrzehnten dürften dies über 3.000 Geräteträger gewesen sein.

Die überwiegend jungen Feuerwehrmänner und auch -frauen lernen dabei zum einen den Umgang mit dem Atemschutzgerät, aber auch, wie sich diese körperliche Belastung im Einsatz spürbar macht. Aus diesem Grund gehört ein entsprechendes Fitness-Training zum Lehrgang. Zudem werden Einsatztaktiken geschult. Und nicht zuletzt hat jeder Atemschutz-Geräteträger die Übungsstrecke in der Further Feuerwache zu bewältigen. Diese muss alljährlich von Neuem überwunden werden, ebenso wie Übungseinheiten und alle drei Jahre eine ärztliche Tauglichkeits-Untersuchung (G26.3).

Die Übungsstrecke, ein Labyrinth aus Kriechtunnel und Schächten mit Hindernissen sowie mit körperlichen Belastungstests, gibt es bereits seit 1981. Noch älter ist die Atemschutz-Pflegestelle. Seit 1974 werden bei der Further Feuerwehr Atemschutz-Geräte, -flaschen und -masken sowie Chemikalienschutzanzüge für die Feuerwehren im Landkreis Cham und für Ortsverbände des Technischen Hilfswerks (THW), aber auch für Firmen geprüft und gewartet.

Träger der Atemschutz-Pflegestelle ist die Stadt Furth im Wald, die wiederum mit den verschiedenen Gemeinden der Feuerwehren, die über Atemschutz-Geräte verfügen, Wartungsverträge unterzeichnet hat.

Um die Vielzahl der anfallenden Aufgaben bewältigen zu können, bedarf es seit Jahren einer hauptamtlichen Kraft. So kümmert sich seit rund zwei Jahren Ralph Multerer um Hunderte von Masken, Geräte, Atemschutz-Flaschen und auch Chemikalien-Schutzanzüge.

 

Der Link zum Video-Beitrag des Fernsehsenders TVA finden Sie unter folgendem Link: https://www.tvaktuell.com/mediathek/240015

 

Quelle: Chamer Zeitung