Die richtige Wahl des Materials für die jeweilige Substanz

14.11.2017
Eigentlich ist das mit dem Öl auf der Straße für die Feuerwehren keine große Sache: Ölbindemittel aufstreuen, kehren, einwirken lassen, Material aufnehmen. Dass hier aber weit mehr dahinter steckt und dass der Markt viele verschiedene Bindemittel bietet, zeigte Berthold Birnthaler am 14. November von der gleichnamigen Firma den Vertretern von Feuerwehren aus dem Inspektionsbereich Waldmünchen bei einem Schulungsabend auf.

Als ehemals langjähriger Feuerwehrler und Fachberater „Ölwehr“ für die Feuerwehrschule Regensburg verfügte der Referent über jede Menge Fachwissen zum Thema. Auch deshalb freute sich KBI Norbert Auerbeck, den Firmeninhaber bei dem Schulungsabend in Hiltersried begrüßen zu können. Dieser hatte nicht nur einen theoretischen Vortrag mit im Gepäck, sondern auch kleine Proben von den unterschiedlichsten Öl- bzw. Chemikalienbindemitteln dabei. Und Berthold Birnthaler erklärte gleich die Ziele beim Einsatz von Ölbindern: den jeweiligen Stoff zuverlässig aufnehmen, eine Ausbreitung der Verschmutzung verhindern, das Grundwasser vor Verunreinigung schützen, ein Ausdampfen verhindern und Rutschgefahren möglichst weit minimieren. „Auf dem Markt werden viele unterschiedliche feste Stoffe angeboten und daher eine Einteilung in vier Typenklassen vorgenommen“, so der Referent. Es gebe natürliche Minerale, bioenergene Stoffe, Kunststoffe und Minerale aus industriellen Prozessen, um alle möglichen Arten von Substanzen aufzunehmen. Die Vielfalt an Schüttung und Körnung ist ebenso groß. Nicht alle Ölbindemittel könnten auf Wasser eingesetzt werden. Der Typ III werde von den Feuerwehren meist zur Reinigung von Straßen und Rollbahnen verwendet, da er schwerer sei als die Typenklassen I und II. Ein „R“ nach der Typenklasse garantiere die Rutschfestigkeit nach dem Einsatz des Ölbinders. „Die Fahrbahn muss dann mindestens 80 Prozent Griffigkeit wie vor dem Unfall aufweisen“, wusste der Firmeninhaber. Nachteilig sei, dass Stoffe der Klasse III auch Wasser aufnehmen würden. Bei größeren Gewässerverunreinigungen oder aber auch Hochwasserlagen mit Heizölverschmutzungen kommen Vliesbahnen, Kissen, Schläuche oder Würfel zum Einsatz. All diese Utensilien zählen zur Typenklasse IV. Beim Einsatz mahnte er zu großer Sorgfalt und der Beachtung der jeweiligen Witterungseinflüsse.

Der Referent verdeutlichte aber auch die Gefahren beim Einsatz von Bindemitteln: Die Gefährlichkeit der aufgesaugten Substanz bleibt meistens erhalten bzw. wird sogar größer. Es entsteht eine größere verdunstungsfähigere Oberfläche. Und beim Einsatz von Kehrbesen kann unter Umständen Vorsicht geboten sein wegen Funkengefahr. Auch für Transport, Entsorgung und Lagerung gibt es entsprechende Vorschriften, die beachtet werden müssen. Es gibt spezielle Bergefässer und Sicherheitsfässer, über welche aber nur ganz wenige Feuerwehren verfügen. Meist sind solche bei ABC-Einheiten vorgehalten. Zuletzt gab der Referent einige praktische Einsatzbeispiele und verdeutlichte die möglichen Arbeitsschritte an einer Einsatzstelle: Diese gehen vom Absichern und Abpumpen über den Bau von kleinen Wällen aus Ölbindemittel bis hin zum Abtransport in geeigneten Behältern. Oftmals aber könnten auch die jeweiligen Baulastträger die Reinigung der Straße übernehmen. KBI Norbert Auerbeck dankte dem Referenten für den ausführlichen und anschaulichen Vortrag: „Jetzt sind wir auf dem neuesten Stand der Dinge.“

 

Quelle: FF Waldmünchen