Be­leh­ren­de Sho­wef­fek­te

29.03.2018
Feu­er­wehr­leu­te in­for­mie­ren sich im Che­mie­saal über ge­fähr­li­che Stof­fe

Nach einem erfolgreichen Pilotvortrag im Jahr 2016 fand am vergangenen Gründonnerstag zum zweiten Mal ein „Experimentalvortrag Gefährliche Stoffe“ für Feuerwehren statt. Eingebettet ist dieser Vortrag erstmals in einen Lehrgang „Gefährliche Stoffe – Technik“, der derzeit im Inspektionsbereich Bad Kötzting stattfindet. Als Referent fungierte erneut Dr. Thomas Scheubeck, diplomierter Chemiker und Chemielehrer am Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium in Cham. Matthias Heimann von der Feuerwehr Waldmünchen, und zugleich Schüler von Dr. Scheubeck assistierte dabei und übernahm auch selber einige Versuche. Der Umgang mit den gefährlichen Stoffen und die Durchführung der Experimente erfordern umfangreiche Vorbereitungen und einen hohen Sicherheitsstandard. Diese Voraussetzungen bietet nur ein professionell ausgestatteter Chemielehrsaal, den die Schulleitung des Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasiums vorhält und gerne für diesen Vorhaben bereit stellte. Da der Chemiesaal insgesamt 36 Personen fasst und der Lehrgang nur aus 18 Teilnehmern besteht, konnten die freien Plätze der Arbeitsgemeinschaft Gefahrgut und Umweltschutz der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting, der Feuerwehr Waldmünchen, wo im vergangenen Jahr der selbe Lehrgang allerdings noch ohne Experimentalvortrag stattfand, sowie dem ABC-Zug Cham angeboten werden. Der Vortrag stößt auch außerhalb des Landkreises Cham inzwischen auf großes Interesse. So konnten als interessierte Beobachter auch Gefahrgutausbilder aus den Landkreisen Amberg-Sulzbach, Tirschenreuth und von der Berufsfeuerwehr Regensburg durch den Lehrgangsleiter Bernhard Hatzinger begrüßt werden. Nur aufgrund kurzfristiger berufs- und krankheitsbedingter Absagen war der Lehrsaal schließlich nicht ganz „ausverkauft“.

Aufgrund der Erfahrungen aus dem ersten Vortrag hatte Dr. Thomas Scheubeck die Inhalte etwas modifiziert. Nach der notwendigen Sicherheitsbelehrung begann Dr. Scheubeck mit einer Einführung  in die Radioaktivität und erläuterte die unterschiedlichen Strahlungsformen und wie sich Einsatzkräfte davor schützen können. In einem Versuch konnte er die radioaktive Strahlung sichtbar machen. Auch auf die Bedeutung der Halbwertszeit für den Abbau der Radioaktivität wurde besprochen.

Anschließend wurden die Eigenschaften von Säuren und Basen vorgestellt. Dabei erläuterte der Referent auch im Speziellen den sogenannten pH-Wert. Dieser ist einsatztaktisch wichtig für die Beurteilung der Gefährlichkeit von Säuren und Laugen. Im Rahmen eines praktischen Versuches konnten alle Teilnehmer versuchen Salzsäure mit einem pH-Wert von 1 unschädlich zu machen. Dies ist grundsätzlich machbar, aber schnell wurde klar, dass dies Wasser in nahezu „ozeanischen Mengen“ erfordert und daher diese Vorgehensweise im Einsatz schnell Grenzen erreicht. Eine Alternative ist das Neutralisieren von Säuren und Laugen. Dies wurde anhand eines Beispiels vorgeführt. Ebenso wurde die Reaktion von Schwefelsäure auf verschiedene Materialien aufgezeigt.

Als nächstes ging der Referent auf Kohlenstoffdioxid als Löschmittel ein und zeigte auch deutlich die Grenzen dieses Sonderlöschmittels auf. Die Halogene Fluor, Chlor, Brom und Iod waren das nächste Thema. Dr. Scheubeck erläuterte Vorkommen und Gefährlichkeit dieser Stoffe. Gerade im Umgang mit Brom hatten sich in der Vergangenheit schon häufiger auch Unfälle in Schulen ereignet, wie am Beispiel eines Einsatzes aus Berlin aufgezeigt wurde. Mit der notwendigen Fachkunde sind derartige Einsätze jedoch schnell und mit vergleichsweise wenig Aufwand beherrschbar wie ein weiterer Versuch zeigte. Dieser wurde jedoch aufgrund der Gefährlichkeit in einem Laborabzug durchgeführt. Optisch und akustisch besonders eindrucksvoll waren die Versuche zur Darstellung einer Wasserstoff-Explosion sowie die Reaktionen von Salzsäure und Salpetersäure mit Metallen. Beunruhigt zeigte sich die erste Reihe im Saal, als das Chemiepult vermeintlich kurzzeitig in Vollbrand stand, was sich aber als weitaus undramatischer als angenommen herausstellte. Chemielehrer beherrschen eben auch Showeffekte.

Weitere brennbare Gase, Dämpfe und Stäube sowie deren Reaktionsfähigkeiten waren das folgende Thema. Die Gefährlichkeit von Mehlstaub, Erdgas, Feuerzeuggas, Feuerzeugbenzin und Wachsdämpfen wurde in praktischen Versuchen durch Matthias Heimann vorgeführt. Die Reaktion von Kaliumchlorat mit rotem Phosphor war dann wieder „Chefsache“ und besonders beeindruckend.

Vor dem „Rausschmeisser“, einem Versuch mit dem klangvollen Namen „der brummende Gummibär“, fand bereits die Verabschiedung statt, denn nach diesem Versuch, so Dr. Scheubeck, sei mit einer starken unangenehmen Geruchsentwicklung zu rechnen. Bernhard Hatzinger bedankte sich im Namen aller Teilnehmer bei Dr. Thomas Scheubeck und seinem Assistenten für den hervorragenden Vortrag. Gerade für die Spezialkräfte der Feuerwehr, die bei Einsätzen mit gefährlichen Stoffen und Gütern unmittelbar mit diesen Stoffen konfrontiert werden, ist es wichtig, dass diese die Gefahren durch diese Stoffe und die damit verbundenen Reaktionen richtig einschätzen können. Einsatztaktisch ist es auch wichtig gewisse chemische Grundregeln zu kennen, die anhand dieses Vortrags mit den dazugehörigen Versuchen hervorragend vermittelt werden konnten. Theoretische Vorträge mit Bildern oder Videoclips können diese Kenntnisse nur bedingt vermitteln, so dass dieser Vortrag eine wichtige Ergänzung zu den bisherigen Lerninhalten darstellt. Ein besonderer Dank galt erneut auch dem Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium für die Bereitstellung des Chemielehrsaals, da ein solcher Vortrag nur in dafür vorgesehen und ausgestatteten Räumen stattfinden kann.

Was es mit dem „brummenden Gummibär“ auf sich hat, soll den Schülern von Dr. Scheubeck und den Teilnehmern künftiger Vorträge vorbehalten bleiben. Für Dr. Scheubeck und seinen Assistenten war der Abend jedoch noch nicht zu Ende, denn es war für jeden Teilnehmer ersichtlich, dass die Aufräumarbeiten nach diesem Vortragsabend auch sehr umfangreich sein würden. Abschließend soll noch erwähnt werden, dass Dr. Thomas Scheubeck nicht nur in der FF Runding überaus aktiv ist, sondern seit 2015 als Fachberater Chemie den Feuerwehren des Landkreises bei Einsätzen mit gefährlichen Stoffen und Gütern zur Seite steht und bereits mehrere Einsätze erfolgreich in dieser Funktion absolviert hat.