Anspruchsvolle Nachtübung an der MERO-Rohölleitung

24.10.2025
Übung
Vollübung im Abschnitt 16 Wetterfeld–Stamsried mit rund 300 Einsatzkräften erfolgreich abgeschlossen

Eine außergewöhnliche Großübung fand am Freitagabend, den 24. Oktober 2025, entlang der Mitteleuropäischen Rohölleitung (MERO) im Landkreis Cham statt. Erstmals wurde die jährliche MERO-Vollübung bei Dunkelheit durchgeführt – mit dem Ziel, den Einsatz unter realistischen und erschwerten Bedingungen zu trainieren.

Die Übung wurde gemeinsam vom Landratsamt Cham – Sachgebiet Brand- und Katastrophenschutz, der MERO Germany GmbH und der Kreisbrandinspektion Cham vorbereitet und organisiert. Als Örtliche Einsatzleitung (ÖEL) fungierte erstmals KBI Norbert Mezei, während KBM Hubert Hofweber die Einsatzleitung Feuerwehr übernahm.

 

Angenommenes Szenario: Leck an der MERO-Leitung

Das Leckerkennungssystem in der MERO-Leitzentrale Vohburg hatte ein (simuliertes) Leck im Abschnitt 16 bei Wetterfeld–Stamsried gemeldet. Daraufhin erfolgte um 17:31 Uhr durch die Integrierte Leitstelle Regensburg die Alarmierung nach dem Sonderalarmplan MERO.

Insgesamt waren rund 300 Einsatzkräfte beteiligt, darunter mehr als 25 Feuerwehren, zwei THW-Ortsverbände, das BRK mit einem Rettungswagen sowie die Wasserwacht mit einem Boots- und Tauchertrupp.

 

Anspruchsvolle Aufgaben bei Nacht

Entlang der Leitung wurden sieben Ölsperren im Regen und in den angrenzenden Bächen errichtet. Weitere Übungsaufträge umfassten die Lecksuche, das Aufnehmen und Entsorgen von Öl, die Sicherstellung des Brandschutzes sowie die Abschätzung von Explosionsgefahren durch stetige Messungen im Bereich des Lecks bei Wetterbach.

Dabei kamen neben bewährten Einsatzmitteln auch neue Komponenten zum Einsatz – unter anderem der Abrollbehälter Saug/Druck aus dem Ölwehrprogramm Bayern, der seit kurzem im Landkreis Cham stationiert ist. Dieser ermöglicht es, ölbelastetes Wasser aufzunehmen und zu einem Separationsplatz zu transportieren. Gemeinsam mit der MERO wurden im Landkreis bereits mehrere solcher Plätze erkundet und in die Alarmplanung aufgenommen.

Für die Übung wurde bewusst auf die sonst im Ernstfall vorgesehene Vollsperrung der vierspurigen B85 zwischen Wetterfeld und Untertraubenbach sowie der Bahnstrecke Roding – Cham verzichtet. Im Realfall würden beide Verkehrswege gesperrt, da die MERO-Leitung sie kreuzt und bei einem Ölaustritt erhöhte Explosionsgefahr besteht. Außerdem würden die Einsatzkräfte gefährdet, da auch dieser Bereich durch die Feuerwehrleute abgesucht werden muss. Nach der Lokalisation des Lecks wurde (fiktiv) die Sperre der Bundesstraße, sowie der Bahnstrecke wieder aufgehoben.

 

Enge Zusammenarbeit aller Beteiligten

Die Übung wurde von 12 Schiedsrichtern der Kreisbrandinspektion sowie weiteren Beobachtern der MERO begleitet. Vor Ort machten sich zudem Fachberater für Brand- und Katastrophenschutz Norbert Koller (Regierung der Oberpfalz), Dr. Reinhold Schoierer (stellv. Bürgermeister der Stadt Roding), Herbert Bauer (Bürgermeister des Marktes Stamsried), EPHK Bernhard Hager (PI Roding), DB-Notfallmanager Gürtler sowie Philipp Wolf (Wasserwirtschaftsamt Regensburg) mit seinem Team ein Bild vom Ablauf.

Seitens der MERO war Luca Wagner als Ansprechpartner vor Ort. Seine Aufgabe bestand unter anderem darin, bereits von Anfang an die von der MERO unter Vertrag stehenden Spezialfirmen und Fahrzeuge zu koordinieren, um im Ernstfall ölbelastetes Wasser und Erdreich möglichst rasch absaugen und separieren zu können. Der Betreiber MERO ist nach den Erstmaßnahmen der Feuerwehr für alle weiteren Schritte zuständig. Weiterhin steht er dem ÖEL während dem Einsatz beratend zur Seite.

 

Ziel: Alarmplan unter realistischen Bedingungen testen

Ziel der Vollübung war es, den Sonderalarmplan MERO unter realen Bedingungen vollständig abzuarbeiten und dabei weitere Erkenntnisse für Ausbildung, Material und Einsatzabläufe zu gewinnen. Trotz Dunkelheit, unwegsamem Gelände und logistischer Herausforderungen konnte die Einsatzlage zügig und strukturiert abgearbeitet werden.

Bei der Abschlussbesprechung in der Feuerwache Roding, wo die Wehr auch für die Verpflegung der Teilnehmenden sorgte, zeigten sich alle Beteiligten sehr zufrieden mit dem Verlauf. „Die Übung hat wertvolle Erkenntnisse für die Praxis gebracht – sowohl für die Einsatzkräfte als auch für die MERO selbst“, lautete das gemeinsame Fazit. Kreisbrandrat Michael Stahl dankte allen Beteiligten für die gute Vorbereitung und effektive Durchführung der Einsatzübung.

Im Nachgang wird die Übung durch MERO, das Wasserwirtschaftsamt Regensburg, die Kreisbrandinspektion und das Landratsamt Cham ausgewertet. Schon jetzt steht fest, dass an einzelnen baulichen Anlagen und an der Ausstattung der Feuerwehren Verbesserungen möglich sind, um im Ernstfall noch schneller und sicherer reagieren zu können.

 

Hintergrund: Die MERO-Rohölleitung

Die Mitteleuropäische Rohölleitung (MERO) verbindet das Tanklager Vohburg an der Donau mit dem zentralen tschechischen Rohöllager Nelahozeves bei Prag. Sie ist 344 Kilometer lang, davon liegen 179 Kilometer in Bayern – rund 56 Kilometer im Landkreis Cham.

Die Leitung verläuft von Aumbach bei Rettenbach über Falkenstein, Schorndorf, Pösing, Stamsried und Rötz bis zur Landkreisgrenze bei Oberviechtach.

54 Schieberstationen unterteilen die Strecke in absperrbare Abschnitte, sieben davon liegen im Landkreis Cham.

Jährlich werden über 10 Millionen Tonnen Rohöl mit einem Druck von 20 bis 65 bar transportiert.
Für den Katastrophenschutz hat die MERO entlang der Trasse 100 fest installierte Ölsperren, davon 27 im Landkreis Cham, eingerichtet. Weiteres Ölwehrmaterial ist bei verschiedenen Feuerwehren dezentral eingelagert.